Rezension
MGMT
Oracular Spectacular
Highlights: Time To Pretend // Kids
Genre: Indie-Pop
Sounds Like: The Flaming Lips // Of Montreal // The Unicorns // The Beatles // Arcade Fire
VÖ: 02.05.2008
"The Sound of 2008" - auch dieses Jahr gab die BBC im Januar eine Prognose darüber ab, welche noch unbekannten Künstler im neuen Jahr groß herauskommen könnten. Wobei die, die die Liste zusammenstellten, in den vergangenen Jahren durchaus das richtige Händchen bewiesen: Dass Mika, Bloc Party, Keane, Franz Ferdinand oder auch 50 Cent den Durchbruch aus dem "Untergrund" in die Pop-Musik schaffen würden, ahnte die BBC immerhin schon am Anfang des jeweiligen Jahres.
Die nachvollziehbare britische Dominanz in der BBC-Liste fällt auch 2008 auf, trotzdem landete man mit Adele und Duffy auf den Plätzen eins und zwei bereits zwei Treffer ins Pechschwarze. Beide gelangten mit Single und Album an die Spitze der UK-Charts, Adeles "19" in Deutschland immerhin in die Top 20, Duffys "Rockferry" sogar auf den dritten Rang. Auf Platz fünf der BBC-Prognose: Foals aus Oxford - im UK auf drei. Auf Platz sechs: Vampire Weekend aus New York City. UK 22, hierzulande immerhin 85. Und auf Platz neun, womit wir dann auch endlich beim Thema dieser Rezension angelangt wären: MGMT aus Brooklyn, New York.
Die schafften es in Großbritannien immerhin bis auf Platz zwölf. Hierzulande ist ein Einstieg in die Hitparaden eher unwahrscheinlich. Doch was sagen schon all diese Zahlen über die musikalische Qualität aus? Deshalb jetzt noch mehr Zahlen: Stiftung Helgatest - der tat weh - sagte zu Adele und Duffy "gut" (drei von fünf), Foals bekamen dreikommafünf, Vampire Weekend vier. Die Qualität scheint also gegeben. Und die Helga-Bewertung wohl auch noch mit fallender Platzierung im BBC-Ranking zu steigen. Aber wo landen dann MGMT?
Um möglichst schnell auf den Punkt zu kommen: Auf keinen Fall weiter oben als Vampire Weekend. Dennoch, wenn alle Songs so großartig wie die erste Single "Time To Pretend" und "Kids" wären, hätte "Oracular Spectacular" das Album des Jahres werden können. Was nicht heißen soll, dass der Rest nicht ebenfalls Freude bereitet. Was an "Kids" und "Time To Pretend" so großartig ist? Einfach anhören. Gitarren, Keyboards, Kindergeschrei. Zwei perfekte Popsongs, wozu Flaming-Lips-Produzent Dave Fridmann einen wichtigen Teil beigetragen haben könnte. In "Time To Pretend" geht es ums Erwachsenwerden, um die Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, kurz: ums Leben im Allgemeinen. Dabei steht eine Zeile wie ein Credo über dem ganzen Album: "This is our decision to live fast and die young, we've got the vision now let's have some fun."
Angesichts der Musik, die auf beeindruckende Art und Weise zwischen aktuellen - z.B. Flaming Lips, Of Montreal - und älteren - z.B. "Sgt. Pepper's" - Referenzen pendelt, ohne dabei zu sehr nach einer bestimmten anderen Band zu klingen, darf man schon mal von Visionen sprechen. Und natürlich, weil's so schön blöd klingt und ein bisschen nach Drogen und Halluzinationen und Summer of Love - was man im Zusammenhang mit MGMT aus unerfindlichen Gründen gerne und häufig erwähnt.
Nicht nur, aber vor allem in "Weekend Wars" erinnert der Gesang an Mick Jagger, als er noch cool war; bei "The Handshake" muss man mehr denn je an Wayne Coyne und die Flaming Lips denken. Im abschließenden "Future Reflections" mimt VanWyngarden dann fast original den guten Win Butler von Arcade Fire. Nach den vielen Zahlen zu Beginn jetzt noch zwei Namen: Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser. So heißen die beiden Köpfe hinter MGMT. MGMT steht übrigens für The Management. Aber was sagt das schon über die musikalische Qualität aus? Daher verkündet Stiftung Helgatest: Prädikat "sehr gut".
Finden
Bye-Bye
Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!