Rezension

Mexican Institute of Sound

Pinata


Highlights: Lala Meda // Escribeme Pronto // Para no vivir desesperado
Genre: Elektronische "Mexikanische Klangforschung"
Sounds Like: Kid Koala // The Avalanches // Bonde Do Role // Manu Chao

VÖ: 17.08.2007

Einmal mehr ein Projekt, dessen Name alles sagt. Mexican Institute Of Sound. Mexican: Camilo Lara – aka MIS – stammt aus Mexiko, nicht nur das, im täglichen Leben ist er Vizepräsident für A&R und Marketing von EMI Mexico. Institute of Sound: Eine wissenschaftliche Herangehensweise an Klangstrukturen, wie in der elektronischen Musik nicht unüblich. Mexican Institute: Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen klassische lateinamerikanische – mexikanische – Folklore-Klänge, die elektronisch ergänzt, geloopt, gesamplet und einfach nur durch den Wolf gedreht werden, ohne dabei ihren eigenen Charakter zu verlieren. Stellen Sie sich deutsche Volksmusik vor, die überhaupt nicht peinlich, sondern einfach nur tanzbar und grandios und – entschuldigen Sie die Plattitüde – geil ist.

ChaCha, Salsa und Rumba treffen auf Baile Funk, Dub, Electronic Jazz und laden auf dem Weg noch HipHop, Ska und Punk ein, sie sollten einfach mal mitmachen. Die Vielfalt traditioneller und aktueller Einflüsse spiegelt sich im gesamten Album „Piñata“. Ohne zerrissen oder wie eine reine Song-Sammlung zu wirken, finden sich auf dem von Holger Beier (Le Hammond Inferno) produzierten Album zwölf Songs, die all diese Referenzen in unterschiedlicher Intensität rechtfertigen. „A Todos Ellos“ lässt uns zur Albummitte in der Lounge chillen, davor und danach jedoch … „Hip Hop No Pares“ reiht sich ein in die Musik, die den Funk dekonstruieren (Diplo, M.I.A., Bonde Do Role …), „Katia, Tania, Paulina y la Kim“ dagegen ist ein Turntablism- oder Sampling-Wahnsinn, wie ihn nicht nur The Avalanches, sondern eben auch Kid Koala in Perfektion beherrschen. Und Camilo Lara steht beiden in nichts nach. Bei „Mi Negra A Bailal“ dagegen trifft Raverock auf Samba. Die Hörer vollkommen gewonnen hat das Mexikanische Institut für Klang jedoch im Grunde mit den ersten Takten des Albums. Spätestens wenn „Escribeme Pronto“ erklingt, fällt es schwer den Körper stillzuhalten. Spricht dies noch eher die Elektroniker an, nimmt Lara sich mit „El Micrófono“ die HipHop-Freunde vor – solange sie nicht nur auf Gangsta stehen – und „Para no vivir desesperado“ vergnügt – vereinfacht dargestellt – die Salsa-Tänzer in der Galeria Latino.

In all seiner Vielseitigkeit zielt „Piñata“ natürlich auf ein ähnliches Publikum wie Manu Chaos „Clandestino“ vor fast zehn Jahren. Konkreter angesprochen fühlt sich dieses sicherlich von „La Kebradita“. Unabhängig davon sollte „Piñata“ ein Album sein, das vielleicht nicht ein sofortiger Verkaufsschlager wird, das sich aber langfristig einen Namen im popkulturellen Universum machen dürfte.

Oliver Bothe

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