Rezension
Melvins
Everybody Loves Sausages
Highlights: Station To Station // Warhead
Genre: Noiserock
Sounds Like: Big Business // Porn // Masters of Reality // Shrinebuilder
VÖ: 03.05.2013
Die Melvins haben ein neues Album. Eine Meldung, so außergewöhnlich wie die Wahrscheinlichkeit, dass im August die Sonne scheint. Keine Band der letzten drei Dekaden scheint eine solch ausführliche und kontinuierliche Diskografie vorzuweisen. Daher wäre es einfach zu sagen: „Everybody Loves Sausages“ klingt wie Album X von 1994 oder eben doch wie eine Kombination aus Y und Z von 2001 und 2008. So einfach ist es dieses Mal allerdings nicht, denn hier spielen die Melvins nicht die eigene, sondern fremde Bandgeschichte(n) herunter. „Everybody Loves Sausages“ versammelt ausschließlich Coverversionen und so unterschiedlich wie die Herkunft sind auch die Qualität der Neuaufnahmen und die Herangehensweise an sie.
Was zu erwarten war: Die Melvins nehmen einen Song, beispielsweise „Warhead“, und spielen diesen im üblichen Melvins-Lo-Fi-Noiserock--Geschrammel, und da die Band musikgewordener Sarkasmus ist, schwankt die Version zwischen großer Kunst und witzigem Augenzwinkern. Genauso ist der Opener „Warhead“ übrigens auch. Ein Brett von einem Song. Danach folgt jedoch „Best Friend“, das sarkastisch bis zum Umfallen ist, aber zwischen 80er-Synthieballade mit süßlichem Gesang und Nintendopop schwankt. Es folgt wieder Lärm - das wohlbekannte „Black Betty“ in unter zwei Minuten und „Set It On Fire“ in ähnlicher Länge. Weiteres wird dann allerdings in die Länge gezogen: „Station To Station“ - schon im Original ein Epos, klingt 2013 bei den Melvins gar nicht mal so anders als 1976 bei David Bowie, wozu sicher auch der Grundsound der Melvins und das Vermögen von King Buzzo, in ähnlichen Stimmlagen zu singen wie Bowie, beitragen. Ebenfalls fast zweistellig auf der Minutenanzeige ist das Roxy-Music-Cover „In Every Dream Home A Heartache“, das schmalzig-schaurig beginnt und sich zur wohlbekannten Lärmorgie entwickelt.
Zum Ende hin testet die Band noch einmal das Hörvermögen der Fangemeinde: „Heathen Earth“ erzeugt eine Vielzahl an Störgeräuschen, die wahlweise vom Album oder dem Ausfall der Anlage herkommen können. Insgesamt passt trotz der Überraschungen doch das Fazit, dass die Melvins auf „Everybody Loves Sausages“ den Fans das Gericht vorsetzen, das zu erwarten war und das ist eben kein Feinschmeckergericht, sondern die grundsolide, fast immer passende Bratwurst.
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