Rezension

Mayer Hawthorne

Where Does This Door Go


Highlights: Backseat Lover // Allie Jones // Where Does This Door Go
Genre: Soul // Neo Soul // R'n'B
Sounds Like: Jamie Lidell // Aloe Blacc // Lee Fields

VÖ: 12.07.2013

„Wohin führt dieses Leben wohl“, dachte sich der HipHop-DJ Andrew Mayer Cohen, schob Skateboard und Bong beiseite, benannte sich in Mayer Hawthorne um und begann, klassische Motown- und Soulmusik zu spielen. Um die Kosten für Samples zu tilgen. Nachdem bereits Snoop Lion (Snoop Dogg für die Älteren) sich als Edelfan meldete und dem Vorgängeralbum sogar einen Gastauftritt spendierte, bläst Mayer Hawthorne nun mit seinem dritten Album – und der zweiten Veröffentlichung für ein Major – „Where Does This Door Go“ zum Großangriff auf die Charts.

Bereits beim ersten Lied „Backseat Lover“ wird klar, dass die Indie-Zeiten auf dem kalifornischen Raplabel Stones Throw längst vorbei sind. Die Produktion ist transparent, voluminös und etwas zu wuchtig. Mayer Hawthorne legt hier natürlich kein klassisches Soul-Album nach Detroiter Art vor, sondern bloß eine bassgeschwängerte, durch die Ohren eines Hiphop-Hörers gefilterte Travestie. Das klingt nun schlimmer als es ist. Über weite Strecken ist „Where Does This Door Go“ ein mindestens okayes R'n'B-Album, welches lasziv sein will, dabei allerdings häufig nur schmierig ist.

Sicher, dieses Album schmiegt sich in die Gehörgänge ein und will jedem die Ohrmuscheln kraulen. Doch natürlich kann diese teilweise belanglose Musiksammlung es nicht mit der Hitdichte des letzten Daft-Punk-Albums aufnehmen. Selbst der Einsatz der Falsett-Wunderwaffe Pharrell Williams auf „Wine Glass Woman“ verdeutlicht schlussendlich nur, dass dem Album die Eigenständigkeit fehlt, um zum Soundtrack des Sommers 2013 zu werden. „Where Does This Door Go“ klingt doch immer etwas zu viel nach überteuerten Cabrios, über die Schultern gelegten Lacoste-Pullovern und hochgesteckten Sonnenbrillen.

Am überzeugendsten klingt Hawthorne dann, wenn er sich vom klassischen Soul löst und Musikrichtungen einbindet, die von der verbesserten Produktion profitieren. Dazu gehören das dubbige „Allie Jones“ oder der Titelsong, welcher die Sterne vom Himmel geigt. Textlich wird auch lauwarm gebadet, um ja keine Kunden zu verschrecken. Nicht mal der Auftritt des Rap-Wunderkinds Kendrick Lamar kann die Plattitüden-Party „Crime“ aufwerten. Natürlich wollen die beiden nur schmusen, kuscheln und dir eventuell nachher das Höschen durchlüften. Doch reicht das? Wären Curtis Mayfield und die Impressions damit zu Legenden des Soul geworden? Natürlich nicht.

Wohin führt diese Tür also? In die Charts und in die Ohren der Gelegenheitshörer? Eventuell. In die Herzen der Kritiker und Genrefans? Sicherlich nicht. Immerhin bleibt letzteren das tolle Debüt.

Yves Weber

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