Mit seinem Debüt „Big Inner“ und der folgenden EP „Outer Face“ sorgte Matthew E. White 2013 für eine der schönsten Überraschungen des Musikjahres. Ein neuer, großartiger Songwriter? „Fresh Blood“ ist das vermeintlich schwierige zweite Werk, diese Schwierigkeit scheint es aber nicht gegeben zu haben. White macht einfach genau da weiter, wo er aufgehört hat: Er veröffentlicht eine richtig gute Platte. „Fresh Blood“ bringt so Einiges mit, was eine solche ausmacht. Sie setzt sich gleich beim ersten Höreindruck in den Gehörgang, doch bei diesem Eindruck bleibt es nicht: Langsam entfaltet und blüht „Fresh Blood“ vor sich hin, ist noch viel mehr, als es zunächst scheint.

Der Opener „Take Care My Baby“ ist programmatisch für die gesamte Platte: Auf den ersten Eindruck Musik, die auf den Punkt gebracht verdammt sexy ist. Auf weitere Eindrücke hin noch viel mehr. Der Song hat unglaublich viel Soul, ohne dabei jemals zu pompös zu wirken. Matthew E. White tritt in die Fußstapfen der ganz großen Soulsongwriter wie etwa Ray Charles. Dass er stimmlich nie ganz in ihre Fußstapfen treten wird, macht nichts, das kompensiert er scheinbar spielerisch mit seinem Songwriting. Über seinem Soul liegt stets ein magisches Gefühl, wie etwa in „Rock & Roll Is Cold“. Schön ist, dass seine Musik so viel mehr ist als nur sexy, nämlich auch clever, mit einem Augenzwinkern, wie etwa in diesem charmanten Liebesbekenntnis zum Soul.

Whites Musik lebt von vielen dezenten, mitunter andauernden Höhepunkten – so etwa die Ballade „Feeling Good Is Good Enough“. So hält sie den Hörer in einem aufmerksamen Hochgefühl, in dem White selbst jede Sekunde seines Werks zu schweben scheint. So hält er die ausgewogenen Kompositionen zusammen. Aufgenommen ist die Platte – na klar – analog, der Hörer spürt die Freude Whites an seiner Musik und die Authentizität ebendieser an jedem Ton. Und das kombiniert mit brillanten Kompositionen macht eben einen großartigen Songwriter aus. Welcome to the club, Matthew.

Daniel Waldhuber

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