Rezension

Mass Gothic

Mass Gothic


Highlights: Want To, Bad // Pier Pressure // Nice Night // Every Night You've Got to Save Me
Genre: Indie-Pop/-Rock
Sounds Like: Yeasayer // Unknown Mortal Orchestra // Panda Bear

VÖ: 05.02.2016

Der Bandname führt direkt mal aufs Glatteis. Mass Gothic haben so ziemlich gar nix mit dem Genre gemeinsam. Einzig die Hintergrundgeschichte des Solo-Projekts von Noel Heraux ist ein wenig düster. Bis vor kurzer Zeit war Heraux noch Frontmann der NY-Indie-Größe Hooray For Earth. In dieser Rolle fühlte sich der sensible Musiker aber mehr und mehr eingeengt, bis sich schließlich eine waschechte Depression daraus entwickelte. Seit er bei Mass Gothic die Zügel wieder alleine in der Hand hat, ist nun alles wieder gut. Besondere Musiker brauchen wohl offensichtlich ihren kreativen Freiraum.

Der Prozess, den Heraux für das Debüt von Mass Gothic durchschritten hat, mag nun vielleicht keine offiziell anerkannte Therapieform sein, das Endergebnis kann man aber problemlos als Erfolg abnicken. Eigentlich sogar mehr als das. Irgendwo im Klangkosmos, wo Melodie und Lärm am besten miteinander harmonieren, zaubert Mass Gothic zehn ganz besondere Songperlen aus dem Hut.

Ständig wird man auf dieser Platte überrascht. Der Anfang eines Songs gibt überhaupt keinen Hinweis darauf, wie das Ganze enden wird. Das wird direkt beim Opener „Mind Is Probably“ klar, der sich zunächst alle Zeit der Welt nimmt, bevor im weiteren Verlauf immer mehr das Tempo und vor allen Dingen die Lautstärke angezogen wird. Auch gleicht kein Stück so wirklich dem anderen. Wer einen exemplarischen Song sucht, der sucht vergebens. Von einem waschechten Disco-Stampfer („Want To, Bad“) zur Grunge-Nummer („Nice Night“) bis zum veritablen Indie-Hit („Every Night You’ve Got To Save Me“) sind es nur ganz kurze Wege. Dementsprechend kann man sich aussagekräftige Referenzen auch direkt sparen: Yeasayer, Animal Collective, Jens Lekman, Cloud Nothings... you name it!

Und dennoch gelingt es Heraux, aus diesem Potpourri eine Einheit zu formen, die verdammt kurzweilige 40 Minuten beschert und darüber hinaus ob des Detailreichtums auch nicht so schnell Abnutzungserscheinungen zeigt. Mit einem Grundgerüst aus hervorragenden Melodien und extrem cleveren Arrangements gelingt Mass Gothic auf Anhieb ein frühes Jahreshighlight. Geheimtipp!

Benjamin Köhler

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