Draußen regnet es. Die Tropfen unterwerfen sich dem Takt der Musik, während das Vibraphon verdächtig klimpert. Masayoshi Fujita spielt es in Perfektion, drückt damit seine Gedanken aus und verpackt kleine Märchen in große Songs. Er spielt Lieder von verliebten Einhörnern, von Sternen, die geboren werden, von Marionetten, die im Zirkus auftreten, von Totenandachten in den Weiten der Berge. Dabei verwendet er keine Sprache, um sich auszudrücken. Die Instrumente – vor allem das Vibraphon – sind Stimme genug.

"Apologues" klingt wie ein Soundtrack für einen entrückten Studio-Ghibli-Film, in dem allerhand faszinierende Wesen auftauchen. Eine Flötenmelodie gesellt sich zum Vibraphon, um kleine Geister aus ihren Verstecken hervor zu locken, die zu diesen zauberhaften Melodien tanzen. Die tiefen Töne einer Klarinette wälzen sich unter die zarten Klänge wie ein freundlicher, dicker Geist. Streicher huschen abgehackt durch das Phantasiebild.

Die Tracks auf "Apologues" fließen ineinander, wie es die einzelnen Regentropfen tun, wenn sie sich an der Fensterscheibe treffen. Darum funktioniert es auch so gut, dieses Album in einem Fluss zu hören und sich ihm zu widmen. "Apologues" braucht Zeit und Aufmerksamkeit, ist ein Stück Musik, mit dem man Achtsamkeit üben kann. Es funktioniert wunderbar als Ganzes, als Album eben, und wird nicht funktionieren, wenn man die einzelnen Tracks heraus reißt und sie der wilden Meute vorwirft. Wenn man die Tracks schon voneinander trennt, dann in einem schönen Rahmen, in dem ihnen besondere Beachtung geschenkt wird, wie zum Beispiel im Video zum Song "Tears Of Unicorn". Ansonsten sollte man sie zusammengefügt lassen, und, während es draußen regnet, es sich drinnen gemütlich machen und von Masayoshi Fujita die Phantasie beflügeln lassen.

Marlena Julia Dorniak

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