Rezension

Marilyn Manson

Eat Me, Drink Me


Highlights: Heart-Shaped Glasses // You And Me And The Devil Makes 3 // Mutilation Is The Most Sincere Form Of Flattery
Genre: Rock // Gothic // New Wave
Sounds Like: Nine Inch Nails // Bauhaus

VÖ: 01.06.2007

Wenn man durch einen dunklen Märchenwald tanzt, an Fliegenpilzen und Pfefferkuchenhäusern vorbei und über eine kleine Fee stolpert, die einem drei Fragen beantworten kann, dann wäre die erste: Wie lebt Marilyn Manson eigentlich privat?

Sitzt er in einer blau-gelb karierten Pyjamahose und im Feinripp-Unterhemd samt Girlie-Freundin Evan Rachel Wood auf der heimischen Couch und schaut sich auf DVD Beverly Hills 90210 an? Trifft er sich einmal in der Woche mit Al Gore zum Klima-Tee? Oder lebt er ähnlich Herman Munster in einer schwarz-weißen Gruselkitsch-Welt?

Ist es wichtig zu wissen, wer wirklich hinter der Kunstfigur steckt? Wie dieser Brian Warner wirklich lebt? Der Mann, der durch kluge und sachliche Worte in Michael Moores Streifen "Bowling For Columbine" sicher viele Leute verblüffte, die ihn einst für einen der Gründe für Littleton und ähnliche Bluttaten sahen. Vielleicht ist es das, zumindest, wenn man tiefer in die Lieder seiner neuesten Platte "Eat Me, Drink Me" schauen möchte. Also fassen wir mal kurz zusammen: Warners Ehe mit Fotomodel Dita von Teese ist am Ende und seiner Mutter wird eine Geisteskrankheit diagnostiziert. Dazu kommen Probleme mit Leuten, denen er vertraute, sowie mit einem geplanten Film über Lewis Carroll, dem Autor von Alice im Wunderland, der zu einer Belastung für den Musiker wurde.

Natürlich sind dies genügend Gründe, um Mitleid mit der Person Brian Warner zu haben. Seinem künstlerischen Ich hat dies alles nicht geschadet - im Gegenteil. "Eat Me, Drink Me" ist Mansons beste Platte seit Jahren, vielleicht ist es gar seine beste Veröffentlichung überhaupt. Und es beginnt so, wie man sich Manson gerne vorstellt, nämlich mit einem Vampir. "You press the knife against your heart / And Say / I love you so much you must kill me now" singt Manson und beschreibt so seine Rettung. Denn eine Freundin holte ihn auf diese Art aus seinem Kummertal heraus.

Dass es Warner mittlerweile wieder besser geht, liegt sicher auch an Neu-Freundin Wood, mit der er sich im Video zu "Heart-Shaped Glasses (When The Heart Guides The Hand)" nicht gerade jugendfrei vergnügt und die auch im Booklet zu sehen ist. Dieser Song ist eines der Highlights von "Eat Me, Drink Me" und wird besonders im Jade E. Paget-Remix mit Electrobeats tanztauglich. "Don't break / Don't break my heart / And I won't break your heart-shaped glasses." Fairer Deal.

"They Say That Hell's Not Hot", "Mutilation Is The Most Sincere Form Of Flattery" und "You And Me And The Devil Makes 3", "The Red Carpet Grave", alle sind sie Hits. Totalausfälle sucht man vergebens. Manson macht einfach guten, soliden Rock, geprägt von seiner wie immer heiseren Stimme, mal poppiger, mal mit elektronischen Elementen, aber immer so, dass die Zielgruppe enorm groß wird. Vom Antichrist Superstar zum Liebling der Massen? Na, das wird er wohl nicht schaffen, aber sein Image wird immer besser, so sehr manche Boulevardmedien das Bild vom Schockrocker aufrecht erhalten wollen.

Wenn man also durch einen Märchenwald hüpft und tatsächlich auf eine kleine Fee trifft, dann sollte man sie vielleicht auch noch fragen, ob Brian Warner denn solch gute Musik auch noch machen kann, wenn er glücklich und zufrieden ist. Nicht, dass wir ihm etwas Böses wollten, aber ein Nachschlag von "Eat Me, Drink Me" ist sicher allen mehr als Recht.

Martin Korbach

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