Rezension

Malky

Soon


Highlights: History Of Broken Hearts // Diamonds // Trouble
Genre: Pop // Soul
Sounds Like: The Temptations // Ben E. King // Robots Don't Sleep

VÖ: 27.06.2014

Da ist sie wieder, die Retromanie. Und sie entfaltet sich. Uneingeschränkt, beinahe zügellos eilen Malky mit ihrem Debüt durch die musikalischen Epochen des letzten Jahrhunderts. Sie greifen auf, was ihnen gefällt und gestalten eine völlig eigene Zeitreise: „Soon“.

Ein Album, klanglich wohl am ehesten dem Soundtrack eines Siebziger-Jahre-Krimis ähnelnd, mit mürrischen Texten und dramatischer, oft künstlicher Instrumentierung. Sei es das dissonant orientalisch klingende Pfeifen, das sich gradlinig durch „Babylon Tree“ zieht oder das dumpfe Wummern, das „Beautiful Vacation“ seine Verträumtheit verleiht: Malky verstehen sich auf die geschickte Anregung bestimmter Spannungen. Ebenjene Spannungen, die den meisten Hörern höchstwahrscheinlich das altbekannte, seltsame Gefühl in der Magengegend herbeizaubern.

Doch wäre eine Zeitreise keine Zeitreise, wenn sich nicht weiterer Felder des musikalischen Repertoires der Vergangenheit bedient würde. Und so wagen sich Malky, deren Name aus dem Bulgarischen stammt und so viel wie „kleiner Junge“ bedeutet, weiter vor und rezitieren, vielleicht sogar mit ein wenig kindlicher Einfalt, etwa den Rhythmus eines „Stand By Me“ in ihrem Song „Soon“ oder aber große Teile der Akkordfolge des The-Temptations-Klassikers „My Girl“ in ihrem Song „Trouble“.

Und dennoch schaffen die beiden Deutschen, die bislang nur für andere Popgrößen Musikstücke schrieben, mehr als nur reine Reproduktion. Zumindest für drei Minuten und 18 Sekunden. Das ist die Länge von „History Of Broken Hearts“, dem unangefochtenen Glanzmoment des Albums und der zurecht ausgekoppelten Single. Wenn auch nicht vollkommen ohne Rückverweise auf längst vergangene Zeiten ausgekommen wird, so ist doch hier Malkys Eigenleistung am stärksten. Ein frecher Chor, ein geschicktes Scratching und insbesondere: ein durchweg viel positiveres Gefühl, als es der Rest des Albums zu bieten hat.

Vor allem ist „History Of Broken Hearts“ aber Zeugnis für das enorme Potential, das Malky zu bieten hat. Denn mit ein paar Ecken und Kanten mehr und einer Prise Innovation wäre „Soon“ mehr geworden, als es letztendlich wurde: schlichtweg solide.

Jonas Gödde

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