Rezension
Malajube
Trompe-L'oeil
Highlights: Montréal -40°C // Pâte Filo // Casse-Cou // Étienne d'Août
Genre: Indiepop
Sounds Like: Islands // The Unicorns // Portugal. The Man // The Flaming Lips
VÖ: 04.05.2007
Um es gleich vorweg zu nehmen: Dieses Album wird mehr Meinungen spalten als so ziemlich jedes andere Indiepopalbum vorher. Die meisten werden schon bei den ersten Textzeilen das blanke Kotzen bekommen. Ja, Malajube (sprich: Malaschüp) singen auf Französisch. Eine vielgehasste Sprache, besonders beim männlichen Geschlecht. Sehr viele werden auch einfach überfordert sein von diesem auf Platte gepressten Popwahnsinn. Die Musik ähnelt einem Sack Flöhe, die, erst einmal losgelassen, in alle Richtungen davon springt. Wer sich davon aber nicht abschrecken lässt und viel Neugierde für Neues mitbringt, wird mit einer abenteuerlichen Reise in den Musikkosmos von Malajube belohnt.
Die Reise beginnt, wie könnte es auch anders sein, natürlich in Kanada. Montréal um genau zu sein. Wie kommt das überhaupt, dass viele Bands, die sich im Bereich Indiepop richtig was trauen, aus Kanada kommen? Gerade einmal 30 Millionen Einwohner, aber da traut man sich locker einfach mal nicht auf Englisch zu singen, womit man mit ziemlicher Sicherheit in kürzester Zeit die gesamte Fachpresse auf sich gezogen hätte. Nein, Malajube machen ihr ganz eigenes Ding. Unglaublicherweise gibt es aber auch in der Musikszene manchmal so etwas wie Gerechtigkeit, und der Mut zum Risiko wird belohnt. In ihrem Heimatland sowieso schon in einem Atemzug mit Broken Social Scene und The Arcade Fire genannt, drehen jetzt auch die Briten total durch, obwohl sie kein Wort verstehen. Mit dem Release von „Trompe-L´Oeil“ darf jetzt auch hierzulande in Begeisterungsstürme verfallen werden.
Das ist schon verflucht dreist, wie sofort mit „Montréal -40°C“ ein PERFEKTER Popsong gleich an den Anfang gepackt wird. Gar keine Zeit, sich auch nur ansatzweise diesem Ohrwurm zu entziehen. „Pâte Filo“ wird im Anschluss gar noch frecher und steht bereits nach dem ersten Durchlauf als unser aller Sommerhit des Jahres fest. Dieses Geklimper ist ja aber auch mal zu frisch und gute Laune versprühend! Da bekommt selbst der größte Grieskram wieder ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Herrlich auch, wie sich in „La Monogamie“ der Song von zuerst traditionellem Chanson in eine typisch französische Popnummer verwandelt, die man in ähnlicher Art und Weise das letzte Mal in den 80ern gehört hat.
Abwechslung prangt sowieso in Großbuchstaben über diesem Album. Das reicht von einer völlig abgefahrenen Swingnummer („Ton Plat Favori“), über New Wavenden Tanzflächenterror („Fille à Plumes“), bis zur melancholischen Ballade („Étienne d'Août“). Ab und an auch gerne eine Mischung aus verschiedenen Genres. So gibt „Casse-Cou“ einen famosen Seiltanz zwischen Indierock und Noiseausbruch. dEUS lassen nicht nur an dieser Stelle grüßen. Um deren Stellenwert zu erreichen, müssen Malajube allerdings noch etwas geschliffen werden. Hier und da setzt es nämlich einen kleinen Aussetzer, die aber angesichts des schieren Talents nicht sonderlich ins Gewicht fallen. Die Zukunft sieht rosig aus. Á votre santé!
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