Rezension

Luke Roberts

The Iron Gates At Throop And Newport


Highlights: I Dont Want You Anymore // Everytime // Will You Be Mine // Lost On leaving
Genre: Singer-Songwriter // Folk
Sounds Like: Bill Callahan // Smog // Will Oldham // Bonnie 'Prince' Billy // J. Tillman // Bob Dylan // Leonard Cohen // John Fahey

VÖ: 16.03.2012

Eigentlich macht Luke Roberts alles genau so wie jeder andere gewöhnliche Singer-Songwriter auch, doch irgendetwas ist anders bei seiner Musik, die so gemächlich und unspektakulär wirkt, einen aber auf eine Weise berührt, wie man es nur selten erlebt. Auch wenn man häufig nicht versteht, wovon der Musiker aus Nashville in seinen oft kryptisch gehaltenen Texten singt, irgendwo in den Untiefen des eigenen Ichs treffen einen diese Songs, so dass man oft mitfühlt, ohne zu wirklich zu verstehen.

„The Iron Gates At Throop And Newport“ ist der Nachfolger zu Roberts' leider weitgehend unbeachtet gebliebenem Debüt „Big Bells And Dime Songs“, einem ungeschliffenen, rauhen, aber auf eine ähnlich unmittelbare Weise berührenden Album wie seinem neuen Werk. Während „Big Bells And Dime Songs“ eher ein rumpelndes Alternative-Country-Album war, ist „The Iron Gates At Throop And Newport“ im Vergleich deutlich beschaulicher und zurückgenommener, jedoch in allen Belangen noch deutlich besser als Roberts' erstes Album. Die Instrumentierung ist feinfühliger, das Songwriting fesselnder und auch die Produktion fällt deutlich angenehmer aus.

Luke Roberts' neues Album ist alles andere als perfekt. Doch das ist wohl der Grund, warum es so außerordentlich gut ist. Roberts' Gitarre erzeugt häufig ungewünschte Nebengeräusche, mal schnarren die Saiten und mal ist der Anschlag nicht ganz sauber, doch nie geht der Kontakt zwischen Luke Roberts und dem Hörer verloren. Songzeile um Songzeile folgt man Roberts sehr persönlichen Texten und muss ihm einfach weiter zuhören, ganz egal wie viel Zeit er sich zwischen den Versen nimmt und wie langsam er manchmal seine Songs aufbaut. So beherrscht und ausgeglichen viele Songs im ersten Moment auch wirken mögen, was Roberts in seinen Songs durchmacht ist schmerzlich und aufreibend. So cool er sich auch meist geben mag, dieser Mann leidet – und in vielen Momenten auf diesem Album leidet man mit ihm. In „Everytime“ beispielsweise, in dem Roberts singt: „I'm coming to see you / I'm singing my goodbye / I'll be the one whom you don't recognize / cause you fall for it / everytime“.

Die stärksten Momente dieses Albums sind die Momente, in denen Roberts am offensten und am deutlichsten wird, in denen er den Mut hat, alles auszubreiten. „Will You Be Mine“ trifft einen mit seiner archaischen ungeblümten Art direkt ins Herz, wenn es da heißt: „will you be mine when the curtains fall / will you be mine for nothing at all / one thing for certain / I need you to call“. Das ist einfaches, bedingungslos ehrliches Songwriting, wie es besser nicht sein könnte. Dieser Mann hat es verdient, in einem Atemzug mit Bill Callahan und Will Oldham genannt zu werden, denn „The Iron Gates At Throop And Newport“ atmet nicht nur den selben Geist, sondern ist sogar deutlich besser als deren letzte Alben. Mit so viel Würde und ganz ohne Peinlichkeiten sein Innerstes offen darzulegen, das schaffen nur die wenigsten.

Kilian Braungart

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