Rezension

Lisa Hannigan

Passenger


Highlights: Home // O Sleep // Paper House // Safe Travels (Don't Die)
Genre: Folk
Sounds Like: Beth Gibbons // Julia Stone // Regina Spektor

VÖ: 24.02.2012

Wie es sich wohl anfühlt, wenn viele Menschen deine Stimme kennen, aber nicht deinen Namen? Fünf Jahre lang war Lisa Hannigan die Begleitmusikerin von Damien Rice, bevor es nach Zerwürfnissen zur Trennung kam. Während Rice danach bis heute auf der Stelle tritt und anstelle von einem weiteren Album nur noch durch Coverversionen und Kollaborationen auf sich aufmerksam machte, durfte sich Frau Hannigan über zahlreiches Kritikerlob und Awards für ihr Debütalbum freuen. Richtig erfolgreich war das anspruchsvolle und partiell jazzige Folkalbum „Sea Sew“ allerdings nur in ihrer Heimat Irland.

Drei Jahre nach „Sea Sew“ folgt nun mit „Passenger“ ein Werk, welches in Sachen Anspruch dem Debüt in nichts nachsteht, das aber durch eine stärkere Eingängigkeit über das Potenzial verfügt, sich auch hierzulande eine eigene kleine Fangemeinde aufzubauen. Lisa Hannigans Gesang, der stets auf dem schmalen Grat zwischen Melancholie und Hoffnung balanciert, ist nicht unüberraschend der Mittelpunkt der zehn abwechslungsreichen Songs. Begleitet wird Lisa, Fan von alten Instrumenten, zumeist nur von einem Klavier, Geigen und einem Bass, was in den schwungvollen Songs wie „What I'll Do“ ebenso gut funktioniert wie in den filigranen Perlen wie „Home“ und „Safe Travels (Don't Die)“. Ein weiteres Highlight ist das bezaubernde Schlafliedduett „O Sleep“, in dem Lisa durch Ray LaMontagne unterstützt wird, welches im Aufbau an ihre Zusammenarbeit mit Damien Rice erinnert und somit elegant die Brücke zwischen der früheren und der heutigen Künstlerin schlägt.

Die Schönheit von „Passenger“ eröffnet sich nur den Hörern, die sich voll und ganz darauf einlassen. Wenn man sich mit den Songtexten, die man durchaus als Essays über metaphorische und reale Reisen bezeichnen darf, ernsthaft auseinandersetzt und die schönen, wenn auch unaufdringlichen Arrangements mit geschickt gesetzten Kontrapunkten auf sich wirken lässt, wird das moderne Folkalbum mit zarten, traditionell irischen Einflüssen zu einem echten Genuss. Wer eigentlich nur eine schöne Begleitung für den großen Frühjahrsputz sucht, sollte daher besser zu etwas anderem greifen.

Marcel Eike

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