Die Nordlichter von Lirr checken mit ihrer Veröffentlichung „God's On Our Side; Welcome To The Jungle“ direkt neben Fjørt & Escapado im Grand Hotel van Cleef ein. Dabei hätte es auch jede andere Genre-Nachbarschaft werden können.

Der erste Vorbote „This House Is Clean, Baby“ ballert mit seinem krächzenden Bass und den kreischenden Gitarren dabei noch in feinster Screamo-Manier durch die Hotelflure. Die Folgesongs „Jungle, Pt 1 & 2“ schlagen musikalisch auch noch in diese Kerbe und schichten Gitarrenwände über dem malträtierten Schlagzeug. Hier wird ordentlich Fahrt aufgenommen, um anschließend den Fuß wieder vom Gas zu nehmen. Bis dahin also alles in bester Ordnung für das kracherprobte Ohr.

Bei den folgenden drei Songs „Sour, Pt. 1, Sour Pt. 2“ und „Grow“ stellt man sich dann kurz die Frage, ob sich bei der Zusammenstellung der Songs ein Fehler eingeschlichen hat, so wesentlich sind die musikalischen Wendungen. Groovige Ambient-Sounds, Dub-Elemente und teils gerappte Vocalparts dominieren das Soundbild. Und „MTV“ könnte dann mit seinem gängigem Pop-Schema und seiner Slide-Gitarre auf eben diesem Sender in Rotation gehen, bevor „Down“ dann, vom Schlagzeug angetrieben, wieder härtere Töne anschlägt.

Obwohl das Debüt im erstem Moment eher nach einer willkürlichen Songzusammenstellung von Lirr klingt, präsentiert sich „God's On Our Side; Welcome To the Jungle“ spätestens beim zweiten Hördurchgang als ein Album, welches gerade durch die vielen Wendungen den Spannungsbogen niemals abreißen lässt und dabei trotzdem in jedem Moment nach der Band klingt. Lirr lassen sich alle Genre-Türen offen – weil sie es können.

Sönke Holsten

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