Rezension
Lily & Madeleine
Lily & Madeleine
Highlights: Sounds Like Somewhere // Devil We Know // Nothing But Time // Come To Me
Genre: Singer-Songwriter // Folk-Pop
Sounds Like: First Aid Kit // The Staves
VÖ: 01.11.2013
16 und 18 Jahre sind die beiden Mädels aus Indianapolis alt und trotzdem haben sie schon ihren ersten Plattenvertrag. Das kann zwei Gründe haben: Zum einen könnte es sein, dass es sich bei dem Duo schlicht um unglaublich talentierte Musiker handelt, zum anderen könnten sie aber auch ein Produkt der Labelbosse sein, das zur eierlegenden Wollmilchsau hochstilisiert wird, um sich einige Jahre später von Entziehungskur zum Big-Brother-Haus und zurück zu bewegen. Von letzterem sind Lily & Madeleine glücklicherweise sehr weit entfernt, denn wo die negativste Umschreibung der Musik “ein wenig altmodisch” ist, kann sich nur etwas Gutes verstecken. Das dachte sich wahrscheinlich auch Sufjan Stevens, der die beiden unter seine Fittiche nahm und mit ihnen die erste EP "The Weight Of The Globe" veröffentlichte. Nun, einige Monate später, steht das selbstbetitelte Album in den Startlöchern und hält, was schon die ersten Lieder der beiden versprachen.
“Lily & Madeleine” ist ein wunderschönes Folk-Pop-Album, das sich hinter den “größeren Schwestern” wie First Aid Kit oder The Staves auf keinen Fall zu verstecken hat. Im Gegenteil: Wer einen so wunderbar harmonischen Erstling ohne jede Schwachstellen hinlegt, muss damit rechnen, von vielen Seiten als “Next Big Thing” angekündigt zu werden.
Natürlich, wer verkrampft nach Schwachstellen sucht, findet als kleinsten Kritikpunkt, dass die zweite Albumshälfte ein wenig schwächer ist als die erste. Das liegt aber nur daran, dass man mit “Sounds Like Somewhere” und dem Übersong “Devil We Know” einen bestmöglichen Anfang geschaffen hat. So ist die Bezeichnung “ein wenig altmodisch” zu Beginn wirklich richtig, denn “Sounds Like Somewhere” versetzt den geneigten Hörer geradewegs zurück in ein anderes Jahrzehnt, quasi wie Simon & Garfunkel in weiblich. Was man dabei erst auf den zweiten Blick merkt, sind die erfrischend reifen Texte, die beinahe im Gegensatz zu den fröhlichen Melodien stehen. Trotzdem, den glücklichen Grundtenor verliert das Werk dadurch nicht, denn egal wie melancholisch und ernst die Texte der beiden sind, das Lächeln, welches spätestens durch “Nothing But Time” ins Gesicht gezaubert wird, bleibt dort die nächsten Stunden und Hördurchgänge.
Und genau das ist es, was dieses Album so besonders macht. Lily & Madeleine schaffen es, den Hörer durch schlichten Folk-Pop in ihren Bann zu ziehen und ihn erstmal nicht mehr loszulassen. Wenn das altmodisch ist, dann sollten sie so bleiben, denn lieber altmodische, wunderschöne Musik, als neumodischen Big-Brother-Klatsch. Dann können sie auch wirklich “The Next Big Thing” werden.
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