Rezension

Lily Allen

Alright, Still ...


Highlights:
Genre: Pop
Sounds Like: Natasha Bedingfield // Nelly Furtado // Sugababes

VÖ: 14.07.2006

Web 2.0 die x-te, oder aber: the next myspace-superstar. Keiner braucht die Geschichte von Lily Allen zu kennen, um entweder ihre Musik zu lieben oder zu hassen. Pop, Pop, Pop. Nichts weniger und nichts mehr. Und der heiße Scheiß des vergangenen Sommers im UK.

Aber da ist auch schon das Problem, der Sommer ist vorbei – auch wenn sich der Spätherbst manchmal noch so anfühlt, wie der vorvergangene Sommer in Gänze war –, und damit sollten Sommerhits langsam aber sicher in der Versenkung verschwinden. Doch irgendwie, irgendwie, hängt das immer noch im Innenohr und zeigt keine Anzeichen von Schwäche. Sicher, diese weichgespülte UK-Clubmusik zwischen Reggae und Grime, totem 2Step und R’n’B ist manchmal zu fluffig oder schleimig, ungute Erinnerungen an Eamons „Fuck It“ schleichen sich aufgrund der rotzigen, großkotzigen und zynischen Texte ein und eigentlich darf man das so wenig gut finden wie Gwen Stefani, Nelly Furtado, Natasha Bedingfield, die Sugababes oder transsexuell – äh Geschlechtergrenzen übertretend – James Blunt, James Morrison und Paolo Nutini. Aber wieso nicht?

Ohne auf die musikalische Ummantelung einzugehen, ermöglichen schon die unverblümten, sarkastischen, punktgenau beobachteten und meist einfach nur bösartigen Texte, das Album zu mögen. Vielleicht sind es diese, die Miss Allen hierzulande das flächendeckende Airplay noch weitestgehend verwehren. Zwar wird sie allerorten sogar von den Radiostationen gelobt, doch den großen Push geben diese ihr nicht. Was erstaunt, denn zwischen „Smile“ und „Alfie“ fällt von den elf Songs nur einer qualitativ ab – „Take What You Take“. Der Rest ist vordergründig Gute-Laune-Musik, die sowohl zum Cruisen – mit dem Bonanza-Rad, dem Tret-, dem Motorroller oder dem Auto – als auch zum auf der Parkbank sitzen – da es zum auf der Wiese Liegen zu kalt ist – einlädt.

Die Albumversionen sind hingegen zum Tanzen wohl zu „mellow“, zu sehr zum Zurücklehnen, Remixe jedoch würden daraus sehr schnell tanzbare Stücke machen, die sich dann als weiblich poppige Version von Mike Skinner aka The Streets verkaufen ließen. Eine Referenz, die auch durch das Storytelling gerechtfertigt ist, wobei Mike diese voraussichtlich nicht so gerne hören dürfte.

Alles in allem präsentiert Lily – das Web 2.0 Gespenst – ein Album, das von Ska bis Swing Jazz, von Pop bis 2Step so viele Genres abgrast, dass einem vor einem Nachfolger fast Angst und Bange werden kann, denn Lily Allen wäre nicht der erste Female-Superstar, der nach einem viel versprechenden Debüt in den 08/15-Sumpf absänke, das Pink’sche Beispiel sei warnend genannt. „Alright, Still …“ ist ein Album mehr für die Popper da draußen, die keine Angst davor haben, sich den sprichwörtlichen Stock aus dem metaphorischen Arsch zu ziehen.

Oliver Bothe

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