Rezension

Lena

My Cassette Player


Highlights: Satellite // My Cassette Player // Touch A New Day // Bee
Genre: Pop
Sounds Like: Kate Nash // Adele // Lilly Allen

VÖ: 07.05.2010

Samstag ist es endlich soweit. Dann wird sich für unser Castingsternchen Lena zeigen, ob „Unser Star für Oslo“ wirklich ein Star in Europa werden kann. Wie so ziemlich alle Castinggewinner vor ihr eroberte sie im Sturm die deutschen Singlecharts und erreichte mit ihren drei Finaltiteln direkt einen Rekord, da diese alle in die Top Fünf einzogen. Auch das Album landete auf Platz eins, was natürlich nichts für den Grand Prix heißen muss. Da ist die Prognose von Google schon ein besseres Signal, schließlich lag die Suchmaschine auch letztes Jahr richtig. Bei den englischen Buchmachern liegt Lena immerhin auf einem der ersten fünf Plätze.

Kurz nach ihrem Sieg bei „Unser Star für Oslo“ war „My Cassette Player“ bereits im Kasten. Klar, man wollte vor dem Wettbewerb noch ein paar Alben unter das Volk bringen, und die Verkaufszahlen geben dieser Aktion recht. Ob das aus musikalischer Sicht die beste Entscheidung war, steht auf einem anderen Blatt, denn Lena hat als reine Interpretin das gleiche Problem, mit dem sich Meat Loaf oder Joe Cocker seit Jahren herumschlagen: Du bist immer nur so gut wie der Song, den du interpretierst. Und um das relativ durchwachsene Fazit mal vorwegzunehmen, bevor wir uns die einzelnen Songs vornehmen: Wer sich „Bee“ und „Satelitte“ bereits runtergeladen hat, braucht sich das Album nicht zuzulegen, wer allerdings auch an dem etwas nervigen „Love Me“ Gefallen gefunden hat, bei dem die Lyrics gefühlt zur Hälfte nur aus dem Wort Love bestehen, der kann gerne zugreifen. Die Stärken von „My Cassette Player“, bei dem viele, aber nicht alle Songs aus der Feder von Stefan Raab stammen, sind schnell zusammengefasst. Neben Lenas erfrischender Stimme mit ihrem typischen akzentuierten Gesang sticht eigentlich nur die Produktionsqualität heraus. Während der Anfang des Albums mit „Satellite“ und den beiden ganz ordentlichen Songs „My Cassette Player“ und „Not Following“ noch ganz ok ausfällt, geht es anschließend qualitativ steil bergab. Der Aufbau „I Like To Bang My Head“ ist extrem langweilig und bei dem darin genutzten Soundeffekt hatte sicher nicht nur ich gehofft, ihn würde nach den 90ern niemand mehr verwenden. In „My Same“ versucht sich Lena im Bar-Jazz-Pop, was ebenso daneben geht wie die einfach nur belanglose Ballade „Caterpillar in the Rain“. Doch keine Sorge, wenn man diese Songs überstanden hat, geht es wieder aufwärts. „Touch A New Day“ ist eine lockere und leichte Midtemponummer in einem schönen, poppigen Gewand. „Bee“ ist dann ein absolutes Highlight und es ist etwas bedauerlich, dass Lena in Oslo „Satellite“ vortragen muss, denn „Bee“ ist mit seiner überschwänglichen Fröhlichkeit noch eine Spur eingängiger. In „Mr Curiosity“zeigt Lena, dass sie nicht nur in Uptemponummern glänzen kann, der ruhige und nachdenkliche Song kommt ihr sehr entgegen.

Die Welt wurde nicht an einem Tag erbaut und für ein gutes Album braucht man einfach mehr Zeit (Ausnahmen bestätigen die Regeln). So ist „My Cassette Player“ eher ein Merchandiseartikel für die Osloreise als alles andere. Nichtsdestotrotz wünschen wir der bisher sympathischsten deutschen Castinggewinnerin alles gute für Samstag, damit ihr Ohrwurm „Satellite“ auch endlich ganz Europa unsicher machen kann. Schließlich ist der Song stark genug, um mächtig Punkte in Oslo einzuheimsen und weit vorne zu landen.

Marcel Eike

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