Rezension

Left Lane Cruiser

Junkyard Speed Ball


Highlights: Lost My Mind // Weed Vodka // Giving Tree
Genre: Blues-Rock // Trailer-Folk
Sounds Like: Them Crooked Vultures // The Dead Weather

VÖ: 15.04.2011

"Weed Vodka", "Pig Farm", "At The Denny's" – mitunter bedarf es weniger Songtitel, um die musikalische Landschaft einer Platte zu beschreiben. Wir befinden uns zweifelsfrei in den ländlichen Gefilden der USA. Irgendwo zwischen der surreal-verrückten Welt von Jackass und dem abendlichen Lagerfeuer der lokalen Pfadfinder nimmt uns "Junkyard Speed Ball" mit auf eine Reise. Eine Reise durch eine Welt, die wir aus unzähligen Filmen längst kennen – oder zu kennen glauben –, deren Klangkosmos aber selten so überzeugend eingefangen wurde wie von Left Lane Cruiser. Die obszön schweren Bassgitarren, dazu jaulende Gitarren und eine Orgel, die an die entrückten Gottesdienste der amerikanischen Landgemeinde erinnert, das geht runter wie Heizöl.

Die Zeit muss an solch einem Ort stehen geblieben sein, die technologischen Errungenschaften der letzten 50 Jahre haben um diese Gefilde einen weiten Bogen gemacht. Wie in der großartigen Tragikkomödie "Love Song For Bobby Long" mit John Travolta von vor ein paar Jahren werden hier Bilder von all den Käuzen gemalt, die ihren Alltag zwischen Schrottplatz und dem örtlichen Diner's fristen. Da darf fröhlich geschrammelt werden. "Bluespunk" nennt sich das oder auch "Trashblues". Aber nach dem zehnten Whiskey fragt eh keiner mehr nach der exakten genreologischen Definition.

Die Produktion ist äußerst warmherzig, natürlich ist der Gesang stark verzerrt und auch sonst quietscht und surrt es an allen Ecken und Enden mal. Das muss aber so, handwerklich hat die Band mit dem Produzenten Jim Diamond ganze Arbeit geleistet: Ein Nicht-Hochglanz-Album zu produzieren ist mitunter die schwierigere Aufgabe. Dennoch dürfte die Platte in erster Linie etwas für Liebhaber und Experten sein. Zwischen der amerikanischen Kultur, aus welcher "Junkyard Speed Ball" entspringt, und der Musik, die im europäischen Indie oder auch Folk angesiedelt ist, scheint die Raum-Zeit-Achse komplett verschoben zu sein. Der Gesamtsound ist schwierig in seine Einzelteile zerlegbar. Them Crooked Vultures haben das Genre seit ein paar Jahren dennoch auch in Europa bekannter werden lassen, allerdings fehlen einer Band wie Left Lane Cruiser natürlich die Masterminds vom Formate Josh Hommes oder Dave Grohls.

Nach dem zügigen Auftakt, den ratterndern Drums, die an eine riesige Amtrak-Lok zwischen Weizenfeldern erinnert, stellt sich dann auf "Junkyard Speed Ball" auch schnell ein alkoholgeschwängerter Sound ein, der wenig markante Merkmale aufweist, der einen versinken lässt wie einen altgedienten Rancher mit glasigem Blick, der in einer süßen Melancholie schwelgt. Dass dieser Blick immer noch ein leichtes Augenzwinkern vermag, darin liegt die Stärke des Sounds von Left Lane Cruiser.

Mischa Karth

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