Rezension

Laura Veirs

July Flame


Highlights: I Can See Your Tracks // July Flame // Sleeper In The Valley // Wide-Eyed, Legless
Genre: Folk // Singer-Songwriter
Sounds Like: Diane // Laura Gibson // Emily Jane White // Dawn Landes

VÖ: 08.01.2010

Sechs Alben hat die aus Portland stammende Musikerin Laura Veirs schon veröffentlicht und schaffte es dennoch nicht, über ihren Geheimtipp-Status hinauszukommen. Über diesen Missstand war der Decemberists-Chef Colin Meloy wohl ebenfalls empört und bezeichnete ihr nun erschienenes siebtes Werk „July Flame“ ohne Umschweife als „das beste Album 2010“. Alles nur eine billige Werbekampagne, oder steckt vielleicht doch mehr hinter diesem Sommer-Konzeptalbum?

In der Tat ist „July Flame“ wieder einmal ein typisches Laura-Veirs-Album geworden, das gekonnt seine Trümpfe ausspielt. Allerdings gilt es, zunächst die Startschwierigkeiten zu überwinden, die sich insbesondere für Neulinge in Laura Veirs Kosmos stellen dürften. Ihre Songs wirken zunächst meist kühl, ja, manchmal sogar abweisend. Die Gitarrenpickings sind trocken, die Klavierbegleitung ist schlicht und ihr Gesang klingt oft seltsam distanziert. Dabei ist es einfach nur so, dass Laura Veirs die großen Gesten nicht liegen. Die zurückhaltende Anmut ihrer Songs eröffnet sich oft erst nach mehrfachem Hören und Attribute wie „langweilig“ oder „emotionslos“ sind schnell über Bord geworfen.

Angetan von dem Namen “July Flame”, den ein Verkäufer auf dem Markt in Portland seinen Pfirsichen gab, schrieb Laura Veirs diese Songs im Sommer 2008 in der Scheune hinter ihrem Haus. Im Gegensatz zu ihrem poppigen Vorgängeralbum „Saltbreakers“, das sie mit ihrer Band einspielte, ist „July Flame“ eher ein klassisches Folk-Album geworden. Der Opener „I Can See Your Tracks“ mit seinem naturverbundenen Text und dem flinken Gitarrenspiel macht dies gleich zu Beginn deutlich. Wenn man dazu noch My-Morning-Jacket-Sänger Yim Yames die Begleitstimme singen hört, spürt man schon, dass hier vieles richtig gemacht wurde. Mit dem Titeltrack schließt sich direkt ein weiterer nachdenklich stimmender Song an. July flame / I'm seeing fireworks / They're so beautiful / Tell me why it hurts singt Laura Veirs auf ihre lakonische Art. Die Sehnsucht nach Beständigkeit ist eines der zentralen Themen dieses Albums. Zu viel Schönes ist nicht von Dauer, und auch der Sommer währt nicht für immer. So scheint sich „July Flame“ schon bald als eine Sammlung von „Anti-Sommerhits“ zu entpuppen, die nicht für gute Laune sorgt, sondern einen betrübt zurücklässt. Da wundert einen auch der unpassende Winter-Release nicht mehr. Zum Glück gibt es aber auch Songs wie den „Life Is Good Blues“ oder das befreite „Summer Is The King“, die sich einfach auf die Freude an den schönen Dingen beschränken. „Sleepers In The Valley“ zählt zwar zu den schwermütigen Songs, ist aber mit einem Streichquartett von Stephen Barber so warm und feinfühlig arrangiert, dass man sich gerne darauf einlässt. Auch das atmosphärische „Wide-Eyed, Legless“ gewinnt einen mit seiner unkonventionellen Instrumentierung schnell für sich.

„July Flame“ ist ein Album, das in seiner Gesamtheit durchaus zu überzeugen weiß, dessen Highlights sich jedoch recht deutlich vom Rest abheben. Insbesondere die zweite Hälfte des Albums legt aber noch einmal ordentlich zu, und mit „Make Something Good“ findet Laura Veirs schließlich den perfekten Abschluss für ihr Album. Sie leistet einen finalen hoffnungsvollen Beitrag zur Grundthematik und bindet sich als Künstlerin selbst ein: It’s gonna take a long time / But we’re gonna make something fine singt sie. Vielleicht ist „July Flame“ nicht gerade das Album des Jahres, aber so weit weg davon ist es auch nicht. Ich bin schon gespannt, wie „July Flame“ im Licht der Sommersonne klingt.

Kilian Braungart

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