Rezension

Lana Del Rey

Born To Die


Highlights: Video Games // Off To The Races // Million Dollar Man
Genre: Pop // Soul
Sounds Like: Cat Power // Bat For Lashes // Nancy Sinatra

VÖ: 27.01.2012

Es ist nicht immer hilfreich, eine Plattenkritik zu schreiben, wenn doch schon alles über die betreffende Person gesagt ist. Was kann man dem noch hinzufügen, ohne Bekanntes zu wiederholen? Lana Del Rey ist da ein besonders schwieriger Fall, schließlich arbeitet sich seit Monaten jeder an ihr ab. Von Pitchfork bis Amica, alle haben etwas zu dieser Frau zu sagen. Ihre Lippen, die Fingernägel, die falschen Wimpern. Wann wurde aus dem Pop-Sternchen Lizzy Grant die Kunstfigur Lana Del Rey? Was ist echt? Darf man das? Kann die überhaupt singen? Die anfängliche Faszination, ausgelöst durch das Video zu „Video Games“, gab schnell die Flanken für aufgegeilte Häme und Ekel frei. Man sieht: schon ist man mitten drin, dabei wollte man sich doch auf die Musik von „Born To Die“ konzentrieren.

Diese ist zunächst einmal, gemessen an den Lagerkämpfen, überraschend konventionell: Gut produzierter Radiopop, der mit Scratch-Samples und den entsprechenden Beats gelegentliche Abstecher in den Hip Hop unternimmt, aber auch großartiger Pomp und kitschige Streicher. Wie schon das erwähnte Video zu „Video Games“ zeigte, bildet dabei besonders das Aufgreifen amerikanischer Symbole die künstlerische Identität der Lana Del Rey: Songtitel wie „Blue Jeans“, „Radio“ oder „National Anthem“, ihr eigenes, seltsam aus der Zeit gefallenes, glamouröses Auftreten. In der Serie „Mad Men“ würde so eine Figur Don Draper den Kopf verdrehen. Überhaupt die Männer: Es sind die bösen Jungs, denen Lana Del Rey verfällt – solche, die jeden Satz mit „Baby“ beginnen und bald schon wieder das Weite suchen. Für sie bleibt da nur die Rolle der schmachtenden Gangster-Braut, hervorragend umgesetzt im Song „Million Dollar Man“, der wohl am ehesten die häufigen Nancy-Sinatra-Vegleiche rechtfertigt.

Man wünscht sich neben all dem Herzschmerz und der Lolita-Koketterie noch mehr Abgründe, die „Born To Die“ allenfalls andeutet – sei es in der Todessehnsucht des Titeltracks oder der leisen Ahnung, dass der nächste Kerl, der Lana sitzen lässt, dies bitter bereuen wird. Schließlich sieht sie schon auf dem Coverfoto so aus, als verberge sie hinter ihrem Rücken ein Schlachtermesser.

Florian Tomaszewski

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