Rezension

Lali Puna

Our Inventions


Highlights: Remember // Everything Is Always // Out There
Genre: Elektropop // Indie
Sounds Like: The Notwist // The Postal Service // Styrofoam // Four Tet

VÖ: 09.04.2010

"Vorreiter der jüngeren deutschen Elektropop-Geschichte", so dürfen sich Lali Puna aus Bayern mit Fug und Recht bezeichnen. Als sie ihr letztes Album „Faking The Books“ 2004 veröffentlichten, fiel ihre Musik in gewisser Weise aus dem Rahmen. Dezente Synthies mit zartem Gesang waren damals alles andere als in Mode. Die Musikmedien surften lieber das hundertste Mal auf einer riesigen Retrowelle, die kurz davor war, ihren Höhepunkt zu erreichen. Skandinavische Musik war „super cool“, englische und amerikanische sowieso – unter der Bedingung, dass sie handgemacht war. Natürlich. Viel Platz für „Deutsch“ oder „Elektro“ war da nicht, erst recht nicht in einem Atemzug. 

Lali Puna waren also irgendwie zur falschen Zeit am falschen Ort. Dieser Tage erscheint nun das jüngste Werk „Our Inventions“. Mittlerweile sind sechs Jahre verstrichen und die Dinge haben sich geändert: Plötzlich kriegt jedes Genre eine Prise Elektro versetzt und wenn man dann zufällig auch noch Culcha Candela heißt, kann man selbst als deutsche Band gutes Geld damit verdienen. Doch jenen Retortenpop mit Dicke-Hose-Anstrich haben Lali Puna gar nicht nötig. Sie konzentrieren sich lieber weiter auf das, was sie damals schon konnten, und was mittlerweile salonfähig geworden ist: Chilligen Elektropop.

Dabei sind zehn Kleinode entstanden, die man wahlweise zum Abschalten oder zum Nachdenken nutzen kann. Denn so betörend die Beats und die zuckersüße Stimme von Sängerin Valerie Trebeljahr auch sind, die Texte haben es in sich. Dabei spielt der allgegenwärtige Fortschritt eine große Rolle. Mal affirmativ wie in „Move On“ (I'm gonna sleep fast // That tomorrow comes quick // Cause things // Move on), mal skeptisch wie in „Everything Is Always“ (Everything // Is Always // Nothing New // These Days).

Der Band gelingt mit „Our Inventions“ das Kunststück, ein sehr sensibles Album vorzulegen, bei dem nie die Frage aufkommt „Wie machen sie das eigentlich?“ Im Vordergrund steht immer das Gefühl, das unmittelbar beim Hören entsteht. Toll sind neben den bereits erwähnten Songs auch das spacige Instrumental „Future Tense“ und insbesondere das abschließende „Out There“, welches einer Kooperation mit Yukihiro Takahashi entsprungen ist: ein fast nur gehauchtes Duett mit den typischen Glockenspielklängen und einem minimalen Breakbeat. 

So fasst der letzte Song noch einmal zusammen, was für die gesamte LP gilt: Sehr gelungen, bei höchst dezenter Gangart. Die Elemente wirken so wohldosiert, als liefe die Platte durchgängig auf Zehenspitzen – und das, ohne den Halt zu verlieren.

Mischa Karth

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