Rezension

Labyrinth Ear

The Orchid Room


Highlights: Amber // Bornished Bronze // Urchin // Amethyst Days
Genre: „Fantasia-Pop“ // Shoegaze // Synth-Pop // Elektro
Sounds Like: Silver Swans // Porcelain Raft // Lemonade // Com Truise

VÖ: 14.04.2014 (Import)

Man könnte meinen, der Orchid Room sei einer dieser Clubs, in denen sich die Leute tummeln, die zwar Lust aufs Ausgehen haben, dem Bedürfnis aber lieber in gesetzter Form nachgehen. Keine 90s-Trash-Party mit Hits von AQUA, keine von diesen überfüllten Fakultätsparties, auf denen man zehnmal am Abend zu David Guetta durch die Gegend geschubst wird, keine Großraumdisco mit gelangweiltem DJ. Im Orchid Room wird natürlich auch getanzt, jedoch passiert alles irgendwie entspannter, aber nicht weniger intensiv als sonst. Man fühlt sich etwas schummrig vom Alkohol, der halbdunklen Atmosphäre oder beidem und bewegt sich auf leichten Sohlen durch den Abend. Einfach unbeschwert. Mit ihrem Erstlingswerk „The Orchid Room“ liefern uns Labyrinth Ear die Musik, die für genau diese Gefühlswelt gemacht ist.

Bereits mit ihren zwei Vorgänger-EPs öffneten die londoner Tom und Emily die Tore zu einem großen, weiten Klanglabyrinth aus Synthie-Beats und Psychedelic-Elementen und Emilys kindlich-zarte Stimme dringt auch auf dem Debüt „The Orchid Room“ weich und beruhigend durch immer neue Rhythmen. Mal etwas schneller, mal ein wenig langsamer, aber immer gerade so getaktet, dass keines der Lieder die Chance dazu hätte, zu aufdringlich oder zu zurückhaltend zu sein, findet jeder Song seinen Weg in das gesamte System des Hörers. Hier und da mischt sich ein instrumentaler Ein- bis Zweiminüter unter die anderen Lieder, sodass der ganzen Klangwelt der Platte immer wieder ein kleiner Stoß verliehen und der Raum mit psychedelischer Elektronika gefüllt wird. So fliegt die graue Taube im Zwischenstück „Grey Dove“ quasi federleicht vor dem inneren Auge umher, bevor Labyrinth Ear mit „Urchin“ zeigen, wie stark ein Lied vom Beat getrieben werden kann. Ähnlich und sogar noch eine Spur packender ist genau das auch in „Amethyst Days“ zu hören, einem der stärksten Tracks des Albums. Hier, so könnte man sagen, vereint sich das, was Labyrinth Ears Musik so gut macht: minimale Beats gemischt mit zarten Klangwellen des Synthesizers spannen gemeinsam mit der Leichtigkeit der Vocals einen Bogen, der sich bis zum Ende des Liedes nicht verliert. Danach hört man mit „Marble Eyes“ und „Opal“ Songs, zu denen die Party im Orchid Room allmählich einen Ausklang finden kann, ehe im Abschluss „Crescent Moon“ die bpm-Frequenz final nochmal angezogen wird. Ist das Album erst einmal ausgespielt, lässt es den Hörer unter Strom bei gleichzeitiger Entspannung zurück – das schafft nicht jede Art von Musik.

Für ein Debütalbum ist das alles schon ziemlich hoch gestapelt und trotzdem nicht übertrieben. Man darf nun jedoch gespannt sein, was Tom und Emily in Zukunft so zu bieten haben, denn sie haben ihre eigene Messlatte schon ziemlich hoch gesteckt. Für den Augenblick steht aber fest: Labyrinth Ears Musik packt und umschlingt dich, schüttelt dich ordentlich durch und spuckt dich wieder aus – die Haare völlig zerzaust, die Sinne schummrig, die Seele beflügelt. Eben ungefähr so, wie dich die Party im Orchid Room zurücklassen würde.

Doreen Stoecke

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