Rezension
Kvelertak
Meir
Highlights: Spring Fra Livet // Evig Vandrar // Manelyst
Genre: Rock // Black Metal // Hardcore-Punk
Sounds Like: Man The Machetes // Black Tusk // Turbonegro // Purified In Blood
VÖ: 22.03.2013
Oft mögen Sätze dieser Art eine krasse Übertreibung sein, hier trifft's den Nagel auf den Kopf: Kvelertak hätten mit ihrem Debüt nicht mehr erreichen können. Wo sie "Kvelertak" hinhievte, war das Maximum. Denn wer bekommt schon mit einer Produktion von Kurt Ballou (Converge) und einem Artwork von John Baizley (Baroness) gleich Ritter- und Adelsschlag der Szene auf einmal? Die Presse überschlug sich gleich mehrfach des Lobes, Dave Grohl drückte ihnen eine goldene Schallplatte in die Hände. Und jetzt sind sie die erste nicht-englischsprachige Band auf Roadrunner.
Zig Gründe zum Feiern. Haben Kvelertak auch zum Exzess gemacht. Irgendwann ist aber Sense. Dann kommt er, der Kater. Diesen Norwegern ist das klar, Sänger Erlend hat's schon selbst gesagt. Doch Kvelertak kennen auch die Medizin: einfach weitersaufen. Klar ist das riskant, aber es funktioniert auf "Meir" erstaunlicherweise. Dass der Titel einfach nur "mehr" bedeutet, ist dabei sogar noch Understatement.
Denn das Sextett mit 50 Prozent Gitarristenanteil hat seine Songs gehörig entschlackt. Die Klopper der ersten Hälfte auf "Meir" nehmen weniger späte Wendungen als ihre Brüder auf dem Debüt, kommen schneller auf den Punkt. Ihr Sound ist der alte: Im Herzen rifflastiger Rock für Mattenträger, scheren Kvelertak gern und regelmäßig aus. In "Spring Fra Livet" grüßt der wohl poppigste Black-Metal-Part aller Zeiten, "Evig Vandrar" ist ein teils akustischer Hardrocker, der herrlich groovt. Deutlichste Veränderung: Mikro-Mann Erlend motzt noch schöner als auf "Kvelertak". Seine Stimme ist voller, weniger heiser und noch ein Urinal pissiger.
Wie das beim Feiern mit Kater aber so ist, lässt auch "Meir" irgendwann nach. Späte Tracks wie "Nekrokosmos" oder "Tordenbrak" ufern ohne Pointen aus – Kvelertak schwächeln in der zweiten Albumhälfte dort, wo sie in der ersten glänzen. Dazu gesellt sich, dass "Meir" wie dem Zweitbesäufnis die Euphorie fehlt. Jaja, das typische Problem der zweiten Platte: Die Band ist schon entdeckt. Ihr Sound, so frisch er auf dem Debüt auch gewesen sein mag, ist nun schon bekannt. All dem zum Trotz haben Kvelertak aber nicht enttäuscht. "Meir" ist stark, sogar ziemlich. Doch diesmal wäre tatsächlich noch mehr drin gewesen.
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