Rezension

Kraftklub

Mit K


Highlights: Eure Mädchen // Liebe // Karl-Marx-Stadt // Lieblingsband (Oh Yeah)
Genre: Rock // Rap
Sounds Like: Beatsteaks // The Hives // Dendemann

VÖ: 20.01.2012

So viel Angriffsfläche musst du erstmal bieten. Kraftklub, irgendwie verprellen sie jeden. Rap-Freunde kriegen wegen der Gitarren das Kotzen, den achso anspruchsvollen Feuilleton verschrecken ihre Jacken-Uniformen und den ganz harten Indie-Nerds, die vorm Frühstück Thomas Mann lesen und Tocotronic anhimmeln, fehlt bei den kackdreisten Texten der Intellekt. Und zu allem Überfluss war die Band schon zig mal auf Tour, bevor „Mit K“ überhaupt erscheint. Bis auf Letzteres alles lächerliche Einwände gegen Kraftklub.

Sich vor dem Debüt derart einen abzutouren wie die Chemnitzer, ist tierisch riskant. Die Meute kennt das Material, ist den Druck von der Bühne gewohnt und schraubt sich die Erwartungen bis ans Firmament hoch. Denn so streitbar Kraftklub auch sein mögen: live lassen die den Acker nicht nur brennen, die pflügen das Ding dabei auch noch. Wie also am besten ran an den ganzen Druck? Nun, Kraftklub machen’s richtig: Selbstironie. „Eure Mädchen“ huldigt mit seinem Riff kackdreist The Hives, dazu die Zeilen: „Ihr müsst uns glauben, wir setzen die Trends. Denn bei uns klauen alle diese schwedischen Bands.“ Jawoll.

Rock-Riffs, Tanz-Beats, Pöbel-Texte – denkt man an das Sprichwort von sich gleichenden Eiern, ist „Mit K“ ein Karton mit zwölf von den Dingern. Die Fünf versuchen selten was, aber oft genug, dass du am Ball bleibst. „Karl-Marx-Stadt“ zum Beispiel fährt auf Kopfnick-Tempo runter und zerlegt auf herrliche Weise Ossi-Klischees, „Kein Liebeslied“ ist natürlich doch eines – aber trotz schwelgender Gitarre keine Ballade. Gut, „Scheissindiedisko“ kommt natürlich mächtig flach, gerät textlich zur Fäkalorgie in der Dorfdisse. Dafür spielt „Liebe“ umso gekonnter mit dem gefühlsbedingten Selbstbeschiss nach dem Beziehungsende. Nein, keine großen Abhandlungen über Klimawandel oder Kriegsschrecken – Kraftklub texten über das, was man kurz nach Anfang des Studiums eben so macht.

Die gute Nachricht: diese Band hat genug flotte Riffs und Disco-Rhythmen dabei, dass die Platte Freunde ziehen wird. Viele Freunde. Ja, die werden noch groß, versprochen. Anhänger eintüten werden Kraftklub aber weiterhin über ihre Auftritte, denn "Mit K" kann ihren Gigs nicht immer Paroli bieten. Liegt zum einen an der Halbwertszeit, zum anderen an der fehlenden Stilbreite. Für die Monate bis zu den Festivals sollte "Mit K" taugen, den Samen des Interesses beim Partyvolk streuen. Ab Juni ist dann Erntezeit.

Gordon Barnard

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