Rezension
Kodaline
In A Perfect World
Highlights: All I Want // Love Like This // Way Back Then
Genre: Alternative Pop-Rock // Pop
Sounds Like: Coldplay // Keane
VÖ: 21.06.2013
Die Iren und ihre verweinte Musik: Glen Hansard, Chris De Burgh, James Vincent McMorrow und Sinéad O'Connor sind Meister darin, schwerwiegende Emotionen klingen zu lassen. Darüber, was den Jungs und Mädels auf der Insel so furchtbar viel Kummer bereitet, kann sicherlich ausgiebig nachgedacht werden, soll hier aber nicht erstes Thema sein. Vielmehr geht es um das Debüt einer Band, die man problemlos neben die oben aufgereihten Heulsusen stellen kann: Kodaline.
Seit 2005 macht das Quartett gemeinsam Musik, damals noch unter dem Etikett 21 Demands zusammen mit dem Bassisten Linnane. Seit 2011 ersetzt diesen Jason Boland und man nennt sich Kodaline. Nach Veröffentlichungen einzelner Singles, EPs und dem Mitwirken am Grey's-Anatomy-Soundtrack gibt’s nun den ersten Langspieler.
„In A Perfect World“ greift in die kitschigen Vollen: Moll-Akkorde, Streicher, „Uuuuhuus“ und Lyrics mit Lebensweisheiten wie „it's time to let it go, go out and start again“ („High Hopes“) oder „life passes you by, don't be wasting yor time“ („One Day“) wirken doch hin und wieder sehr dick aufgetragen. Wenn dann noch der Song „All Comes Down“ mit schwerem Zuckerguss aus Hintergrundchören überfrachtet wird, möchte man gerne eine Entschlackungskur empfehlen und sich nicht weiter mit dem Werk der vier Jungs beschäftigen – was aber schade wäre.
Die Debütplatte Kodalines ist nämlich nicht nur grausiges Plagiieren unsäglicher Bands wie „Keane“. Musikalisch leiden können Kodaline weit besser als ihre britischen Kollegen und kommen großen Melodien à la Coldplay erträglich nahe. So ist man bei dem Stück „All I Want“ ehrlich berührt, wenn Sänger Garrigan zweifelt „but if you loved me, why'd you leave me?“, freut sich über den einfachen Drive, den Songs wie „Love Like This“ oder „Brand New Day“ mit sich bringen und wippt entspannt mit, wenn „Way Back Then“ das Album in hübscher Naivität abschließt.
In einer perfekten Welt hätten die Iren an entsprechenden Stellen davon abgesehen, die Ausfahrt Richtung „vollkommen überflüssiger Radio-Brei“ zu nehmen. Diese Welt gibt es aber nicht, das muss jeder früher oder später erfahren. Trotz allem tragen Kodaline ihr Herz an der richtigen Stelle und im Großen und Ganzen lässt es sich mit dieser Band sehr gut in ein Taschentuch schniefen und über Verflossene oder Weltschmerz nachdenken. Beides Dinge, die die Iren offensichtlich in eklatantem Überfluss haben, sonst wären sie ja nicht so entsetzlich traurig.
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