Rezension

Kleinschmager Audio

Audiology


Highlights: Audio 2 // Tuba Auditiva // Helicotrema // Eclipse
Genre: Techno
Sounds Like: Chloe // Ben Klock // Dapayk // The Field // Ellen Allien

VÖ: 27.03.2009

Die Wissenschaft vom Hören: „Audiology“. Aber eine Interpretation des Albumtitels des Kleinschmager-Audio-Debüts führt nicht wirklich weiter. Hinter Kleinschmager Audio stehen Jörn Kleinschmager – Resident DJ in Leipzig und Engineer bei Mo’s Ferry – und Niklas Worgt (aka Dapayk). Nach fast zehn Jahren Austausch über alles, was Techno sein kann oder ist, sowie seine Produktion, entstanden zunächst drei Maxis – die hier als Edits zu hören sind – bis am Ende auf „Audiology“ zehn Jahre Freundschaft und kollegiale Kooperation veröffentlicht werden. Nach Eigenbeschreibung geschieht dies in einem „zeitlosen“ Gewand. Eine Einschätzung, die durchaus bestätigt werden kann.

Die kolportierte lange Reifezeit der Tracks, der Versuch mit jedem Stück das Genre der „elektronischen Tanzmusik“ einerseits in seinem Zustand und seiner zeitlichen Entwicklung der letzten Jahre detailgenau abzubilden, wie einen Ausblick zu erlauben, mögen der Grund für die klangliche Dichte des Albums sein. In jeder Nummer erscheint selbst das kleinste Element perfekt platziert und zwingend. Weder eröffnen sich Lücken im Schallraum, noch drängt sich der Eindruck einer Überproduktion, eines zuviel des Guten auf.

Während die das Album eröffnenden ersten drei Kleinschmager-Audio-Veröffentlichungen – „Audio 1“ bis „Audio 3“ – sich vollkommen auf ihre Funktionalität konzentrieren, „Audio 2“ technoid minimal, „Audio 1“ und „3“ eher housig voller Tiefe, verfeinern Kleinschmager und Worgt im Folgenden die Produktionen. „Tuba Auditiva“ – die hörbare Tuba – bindet orientalisch-mystische Bläserloops ein und entwickelt auf den Hörer eine Faszination, die sowohl im Club als aber auch unter Kopfhörern zu wirken vermag. Zwar besitzt bereits „Audio 3“ eine sich verzweigende, experimentierende Komponente, doch erst „Incus“ vertieft diese bis zu einem, dem Albumnamen folgend, nahezu wissenschaftlichem Ausmaß. „Pharfizer“ erweitert den vordergründig einfachen Minimal um dubbigen Bass und Hall, während „1999“ auf einen minimierten Bleep-Beat reduziert daherkommt.

Das Album „Audiology“ als Ganzes überzeugt in Form einer beeindruckenden auditiven Skulptur, die aus der Spannung zwischen filigraner Zerbrechlichkeit und massiver drei-dimensionaler Klangtiefe eine enorme Wirksamkeit erhält. Die Auflösung des Beats in dubbig, ambiente Flächen im abschließenden „Eclipse“ und seine zarte Auferstehung in den letzten Momenten allein schon machen aus „Audiology“ eine lohnende Entdeckung.

Oliver Bothe

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