Rezension
Kid Simius
Wet Sounds
Highlights: Surf'n'Bass // Matador // Now You Should Ride It!
Genre: Surf'n'Bass
Sounds Like: Marteria // Quentin Tarantino // Miss Platnum // Yashar
VÖ: 07.03.2014
Green Tour 2012. Marsimoto ist zu Gast in den mittelgroßen Locations der Republik und die Anwesenden erwarten allerorten beste Liveunterhaltung gehüllt in feinsten grünen Rauch. Doch bevor es losgeht, muss die Menge noch eine halbe Stunde Kid Simius über sich ergehen lassen. Der Spanier, der für einen guten Teil der großartigen Beats auf „Grüner Samt“ verantwortlich war, schmeißt 30 Minuten lang mit Beats um sich, nur um sie anschließend in einem Noisegewitter zu zerbersten. Die Verwunderung ist groß und das Anheizen will nicht so recht funktionieren. Zu weird, zu abgedreht und verschroben ist das Set des Spaniers, als dass es das Publikum auf eine ordentliche Marsimoto-Show einstimmen könnte. Dass dieser Typ auf Albenlänge funktionieren kann, schien auf dieser Tour gänzlich undenkbar
Nun erscheint aber mit „Wet Sounds“ die offiziell zweite, gefühlt aber erste Veröffentlichung des aus Granada stammenden Wahlberliners, dessen voller Name José Antonio Garcia Soler lautet und der neben seinem festen Platz in der Marsimoto/Marteria-Entourage vor allem mit den Beats zu „Lila Wolken“ einen großen Schritt nach vorne machen konnte. Und „Wet Sounds“ überrascht. Es geht einen eigenen Weg, entfernt sich klar von den Arbeiten für Marteria und schafft sich so selbst seine Daseinsberechtigung. „Surf’n’Bass“ nennt Kid Simius diesen Stil, der seine musikalischen Wurzeln aus Granada mit zeitgenössischer Clubmusik kombiniert. Einem bestimmten Muster oder gar Konzept folgt die Platte nicht, springt gerne mal hin und her und wechselt hektisch zwischen perfektem Tarantino-Soundtrack, exzessiven Drum’n’Bass-Passagen und Chill-Wave-Momenten. 16-Bit-Effekte und vor allem, wie das Cover verrät, stark südlich geprägte Gitarrenarbeit hüllen „Wet Sounds“ in den Schein, kein reines Elektro-Beat-Album zu sein.
Hin und wieder blitzt dann doch ein bisschen mehr der Beatbastler Kid Simius durch. Etwa, wenn in „Now You Should Ride It!“ mit heftigen Beats und Kinderchören gearbeitet wird und man sofort an Marterias „Kids (2 Finger an den Kopf)“ denken muss. Ansonsten ist „Wet Sounds“ eine im positiven Sinne anstrengende Platte. Kid Simius hat es tatsächlich geschafft, Hörgewohnheiten aufzubrechen und etwas Neues zu entwickeln. Ob es gleich einer eigenen Genrebezeichnung bedarf, sei mal dahin gestellt. Wenn diese aber so treffend ist wie der Begriff „Surf’n’Bass“, kann man auch das durchgehen lassen.
Beim verrückten Spanier läuft’s also und wer weiß: Eines Tages klopft vielleicht doch noch Tarantino an – sofern er sich entscheidet, seinen Western irgendwann noch einmal abdrehen zu wollen. Solange können wir mit dieser Platte in den Sommer starten und Tracks wie „Surf’n’Bass“ und „Matador“ bedenkenlos in unsere „Sommer, Sonne, Strand und Tequila“-Playlist einsortieren.
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