Rezension

Kid Cudi

Man on the Moon: The End of Day


Highlights: Soundtrack To My Life // Solo Dolo / Make Her Say // Pursuit Of Happiness
Genre: HipHop // Rap
Sounds Like: Drake // Kanye West // Asher Roth // Cool Kids

VÖ: 11.09.2009

Kid Cudi hat eine Stimme, so frei, so ungebunden, wie sie nur einer Nicht-Haltung entspringen kann. Sentimentalität, Gefühlswärme und das Erzählen einer ganz eigenen, für den Hauptstrom des HipHop ungewöhnlichen Geschichte machen den Zögling Kanye Wests schon auf den ersten Blick zu etwas Besonderem. Kid Cudi arbeitet seine Vergangenheit auf, seine schwere Jugend, die allerdings nichts mit Ghetto-Attitüden und Bandenkämpfen zu tun hat, sondern mit dem frühen Tod seines an Krebs erkrankten Vaters. So zog der Junge aus Ohio aus, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Dabei kennzeichnet nicht die Anti-Haltung gegenüber HipHop-Klischees, sondern vielmehr die völlige Ignoranz jener das Solodebüt “Man On The Moon: The End Of Day”. Im rap-untypischen Format des Konzeptalbums erzählt Kid Cudi, immer mit dem Hauptaugenmerk auf lyrische Feinheit, die Geschichte eines Alter Egos, des Mannes vom Mond, ohne dabei politische oder gesellschaftliche Umstände anzuprangern. Vielmehr geht es um Liebe, Freundschaft und all das, was jenseits der weltumspannenden Wahrheiten stattfindet, all das, was in den kleinen Nischen passiert, in der Nachbarschaft, in meinem und deinem Leben und sich erst im zweiten, dritten oder vierten Schritt zu den großen Problemen hinzu addieren lässt.

Musikalisch bewegen sich die Tracks zwischen Rap, Indie-Pop und R'n'B, immer mit der nötigen Atmosphäre, die einem Song wie “Solo Dolo” eine enorme Tiefe verleiht. Dazu dann noch, mehr oder weniger als Gegenpol, klingeltontaugliche Hit-Singles wie “Day'n'Night” und “Make Her Say”, das Lady Gagas “Pokerface” herrlich samplet und parodiert (I Make Her Say When I/ Poke Her Face) und das Ding ist geritzt. Mit der Unterstützung des Rap-Superstars West verdient sich Cudi zumindest die nötige Aufmerksamkeit, um seine Andersartigkeit im geschützten Rahmen ans Volk zu bringen. Nebenbei sind Common, Ratatat und MGMT (“Pursuit Of Happiness”) erlesene Gäste, die sich nur jemand mit einem unantastbaren Status (Jay-Z) oder jemand, den die klassische Rollenverteilung des Macho-Business nicht kümmert, einzuladen wagen kann.

Verschiedene Begebenheiten vereinen sich und machen “Man On The Moon: The End Of Day” zu einem idiotensicheren Ding: so zum Beispiel die Schirmherrschaft Wests, gleichzeitig aber auch die Tatsache, dass Cudis Musik mit dem Ed-Hardy-Dollarzeichen-Glitter-Pomp des Großverdieners nicht viel gemein hat. So sichert sich Cudi auf beiden Seiten ab und dürfte Aufmerksamkeiten en masse auf sich ziehen - nicht zuletzt durch seine Präsenz auf Jay-Zs gleichzeitig erscheinendem “Blueprint 3”. Jenseits von Hipster-Rap, Ghettomief und R'n'B-Gesülze beweist sein Debüt, dass der gebürtige Scott Ramon Seguro Mescudi schon bald eine Stimme haben wird. Zurecht!

Andreas Peters

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