Rezension

Kevin Morby
Sundowner
Highlights: Don’t Underestimate Midwest American Sun // Provisions // Campfire // Wander
Genre: Singer-Songwriter // Folk
Sounds Like: Bill Callahan // Bob Dylan // Aldous Harding // Hand Habits
VÖ: 16.10.2020

Im Jahr 2017 zog Kevin Morby von Los Angeles nach Kansas City und lebte dort in einem leeren Haus in sozialer Isolation. Einsamkeit und Stille prägten diese Zeit, in die er seine Hörer auf seinem sechsten Album „Sundowner“ mitnimmt, um dabei aufzuzeigen, dass die Stille auch ein Geräusch und sogar ein Instrument sein kann.
Auf seinem Vorgänger „Oh My God“ zerlegte Kevin Morby die Single „Beautiful Strangers“ in seine Einzelteile und entwarf so ein Konzeptalbum über das Leben, den Tod und Gott. Musikalisch wurde dabei viel mit seiner Band variiert und der Sound wurde teilweise so groß und orchestral, wie die großen Themen, die besungen wurden. Nun folgt der absolute Minimalismus. Bereits sein Album „City Music“ beschäftigte sich mit unterschiedlichen Arten der Einsamkeit. „Sundowner“ fokussiert sich nun auf die Einsamkeit in der Wüste, man wird genau hier abgeholt und hört die amerikanische Einöde, Freiheit, Einsamkeit, Stille, Sand und Lagerfeuer. In Perfektion schaffen dies der Song mit dem schönen Namen „Don’t Underestimate Midwest American Sun“ und der titelgebende „Sundowner“. Ohne je in Kansas gewesen zu sein, hat man ein ziemlich genaues Bild der Sonne dort und des Gefühls, welches sie auf der Haut hinterlässt.
Wie man sich im Jahr 2020 durch gewonnene Isolationserfahrung gut vorstellen kann, passiert auch in Morbys Isolation wenig. Seine Berichte der Zeit trägt er eindrücklich singend und manchmal fast sprechend, aber immer wunderschön vor und so ist es trotz der Stille und der Zurückhaltung ein sehr gutes Werk geworden. Durch seinen Minimalismus kann vieles leicht überhört werden, das genauere Hinhören lohnt sich jedoch und auch diesem hält das Werk stand. Beispielsweise die Single „Campfire“ hat mittendrin eine lange Pause mit Lagerfeuerknistern, am Ende entfernten Gesang einer Frau und viel Stille und Ruhe. Der Einsatz vom Gesang nach der Pause ist nun wie das erste Essen nach einer langen Phase des Fastens. Gerade hier erhebt sich seine Stimme mal und ist eindringlich und fesselnder als vor der Stille.
„Sundowner“ ist ein Album, welches der Künstler selbst als eine Abbildung der Isolation beschreibt, es beinhaltet viel Einsamkeit und Stille. Diese wird gekonnt als Instrument aufgebaut, für Spannung und Entspannung. Zu der Zeit, als Kevin Morby sich 2017 in eine Art Isolation begab, wusste er noch nicht, dass sich zu isolieren im Jahr 2020 ein ganz anderes Thema werden würde und seine persönliche Erfahrung nun viele nachempfinden können. Was vielen in der „Isolation“ dieses Jahres gefehlt hat in den eigenen vier Wänden, ist auch etwas, was der Platte noch besser getan hätte: Dass manchmal etwas mehr los ist.
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