Rezension
Kevin Morby
Oh My God
Highlights: No Halo // Congratulations // Piss River // Hail Merry // Nothing Sacred / All Things Wild
Genre: Singer-Songwriter // Folk // Rock
Sounds Like: Bob Dylan // Lou Reed // Kurt Vile // Yo La Tengo
VÖ: 26.04.2019
Nach dem Anschlag auf das Bataclan in Paris veröffentlichte Kevin Morby mit der Single „Beautiful Stranger“ 2016 einen seiner stärksten Songs, der das Leben nach der furchtbaren Tat thematisierte. Es geht um junges Sterben, Gott, Musik und das persönliche Vermächtnis. Ein Album gab es für diesen genialen Titel bisher nicht. Drei Jahre später veröffentlicht der Musiker nun „Oh My God“, die Platte zu „Beautiful Stranger“. Zwar findet sich dieser Track nicht auf der Scheibe, jedoch covert Morby diesen (teilweise) zweimal (die gefühlvolle Pianoversion „Oh My God“ und 70er-Jahre Glamrock-Version „OMG Rock’N’Roll“) und es gibt unzählige Anspielungen an den Titel, inklusive des Albumtitels und den wiederkehrenden Lyric-Elementen „Oh My Lord, Oh My God, Carry Me Home“.
Durch Morbys leicht nasales Vortragen seiner Texte werden Kritiker nicht müde, einen Vergleich mit Bob Dylan zu bemühen, und dieser könnte kaum zutreffender sein. Insbesondere bei „Seven Devils“ ist nicht klar, ob Dylan kurzerhand übernommen hat oder ein alter Song von ihm einfach auf dem Album versteckt wurde. Insgesamt besticht Morby jedoch über einen authentischen Sound, der den nasalen Gesang Dylans mit der Coolness von Lou Reed mischt und dabei etwas Eigenes schafft, ohne nur diese Altstars zu kopieren.
Auf „Oh My God“ entwickelt sich der Klang des Künstlers weiter und nimmt auch neue Elemente wie Rock’n’Roll oder für Morby ungewöhnlich melodische Klänge wie in „Congratulations“ an. Andere Songs wie zum Beispiel die Singleauskopplungen „No Halo“ und „Nothing Sacred / All Things Wild“ sind minimalistisch und versprühen teilweise ein düsteres Klangbild, wobei viele Songs neben der klassischen-slackermäßigen Coolness, anders als auf den Vorgängern, einen melodischen Höhepunkt haben. Obwohl die Singles die Songs zwei, drei und vier sind, fällt das Niveau danach keinesfalls ab. Direkt anschließend kommen mit „Piss River“ und „Hail Marry“ zwei Highlights. Auch das Ende der Scheibe ist mit einigen Perlen bestückt, wodurch das Album trotz 14 Titeln niemals zu lang wirkt.
Eine starke Platte mit vielen Highlights, manchmal absichtlich wenig Melodie (zum Beispiel „Savannah“) und extra kleinen Gesten. Beispielweise findet sich unter den Tracks auch die Aufnahme eines Gewitters, als Umbruch des Albums. Es klingt nach einem normalen Gewitter, nicht der ganz große Sturm oder Hurrikan, etwas Regen, etwas Donner. Mehr würde auch nicht passen. Kaum hat man das kleine Unwetter überstanden, sind kurz Gebete zu hören und dann singt Morby „Congratulations, You Have Survived…“. Etwas Pathos gehört dazu. Auch die kleinen Freuden im Leben, wie das Überleben eines Unwetters oder dass es so tolle Musiker und Alben wie dieses gibt, gehören zum Glück dazu.
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