Rezension

Kelli Ali

Rocking Horse


Highlights: Dancing Bears // A Storm In A Teacup
Genre: Folk // Mittelalter-Musik // Akustik // Zarter Pop
Sounds Like: Tori Amos // Charlotte Martin // Joanna Newsom

VÖ: 28.11.2008

Ein Albumcover, auf dessen dunkelbraunem Hintergrund ein gemaltes Pferd zu sehen ist, umschlängelt von hübschen folklorischen Blumenranken, in herbstlichen, orange-roten Farbtönen. Was erwartet man schon bei einem solchen Bild? Wahrscheinlich nicht die heißesten Dance-Hits, die uns trotz kalter Außentemperaturen im Club zum Schwitzen bringen… Die Musik auf „Rocking Horse“ wirkt am ehesten erwärmend, wenn man sich heißen Tee dazu gönnt. Kelli Ali, die ehemalige Sneaker-Pimps-Lead-Sängerin, geht mit ihrem dritten Solo-Album ganz neue Wege. 2002 veröffentlichte sie, das erste Mal im Alleingang, das sehr poppige „Tigermouth“ und 2004 folgte das schwer elektrolastige „Psychic Cat“.

„Rocking Horse“ dagegen beginnt mit ruhigen Tönen und endet mit ruhigen Tönen. Leise und einlullend schleichen sich die Songs in unsere Ohren. Inspiriert wurde sie zum neuen Stil durch ihr Nomaden-Leben der letzten Jahre. Ihre Ideen kamen Kelli auf ihren vielen Reisen zwischen Kalifornien und Mexiko. So wurde „Urique“ in der gleichnamigen heiligen Bergschlucht in Mexiko aufgenommen, zu der sie, wahrscheinlich per Anhalter, mit einem Amphetamin-abhängigen Truck-Fahrer gelangte. Und der Titeltrack selbst entstand nach einer Reise durch die Wildnis Kaliforniens.

„Rocking Horse“ setzt den Fokus auf Kelli Alis zarte Stimme, die über den spärlichen Melodien oft zauberhaft wirkt. Um diese herum gesellen sich Stilelemente aus modernem Folk, wenn sie nur zur Begleitung der akustischen Gitarre singt, mittelalterlichen Melodien, wenn sie Harfen erklingen lässt, und zeitgenössischer klassischer Musik, wenn Streicher- und Flöten-Arrangements sich abwechseln.

„Dancing Bears“ leitet das Album mit einer fröhlichen Flöten-Melodie ein, gefolgt von Kelli Alis zuckersüßer Stimme. Das Lied, man sollte fast sagen „Liedchen“, wirkt so unbeschwert und leicht, dass man sich voller Optimismus auf die noch kommenden Stücke freut. Doch schon „One Day At A Time“ wirkt eher bedrückend als aufheiternd, und auch „The Savages“ („Die Wilden“) weckt mit seiner melancholischen Stimmung keine Erinnerungen an fröhliche Zigeunertänze, sondern verlockt eher zu Vorstellungen von durch den Winter streifenden und nach Nahrung suchenden Menschen.

So gestalten sich auch die folgenden Lieder. Natürlich sind auch noch ein paar schöne Momente zu finden, wie in „A Storm In A Teacup“, aber zumeist stimmen die mit oft weinerlicher Stimme gesungenen Stücke eher traurig. „There´s Nothing `Rocking´ in that Horse“, schrieb ein Last-FM-Hörer zum neuen Album. Und leider hat er Recht. Ein bisschen mehr Schwung hätte nicht geschadet.

Marlena Julia Dorniak

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