Rezension

Kelis

Flesh Tone


Highlights: Acapella // Scream // Emancipate
Genre: House // "Future-Disco"
Sounds Like: Kelis mit David Guetta // Boys Noize // will.i.am // Benny Benassi

VÖ: 28.05.2010

Es gibt Künstler, bei denen man sich ein Leben lang daran erinnert, wie man ihnen zum ersten Mal „begegnete“. Kelis ist eine davon. Ich weiß noch genau, wann sie mir zum ersten Mal auffiel. Es war 1999 und das Musikfernsehen strahlte noch Musikvideos aus. Da saß ich als 14jährige eines Tages nach der Schule und starrte gebannt auf den Bildschirm, während Kelis in „Caught Out There“ lauthals „I hate you so much right now!“ mehr schrie als sang. Kelis, die damals selbst noch keine 20 Jahre alt war, krempelte die weibliche Rap-Szene ordentlich um und zeigte den Männern, wo es lang ging.

2003 landete sie dann mit ihrem Album „Tasty“ nochmals große Erfolge. Daraus wurde „Milkshake“ als Single ausgekoppelt, was ein Riesenhit wurde. Nach der eher unauffälligen Veröffentlichung des darauf folgenden Albums „Kelis Was Here“ kehrt sie nun mit „Flesh Tone“ zurück. Die Plattenfirma verspricht: „Gute Nachrichten für alle Tanzflächen dieser Welt: Kelis meldet sich imposant zurück und zeigt, wie man Clubsound 2010 buchstabiert!“. Wenn das mal keine Ansage ist. Da kann man ja richtig gespannt sein, was es Neues von ihr zu hören gibt. Der erste Durchlauf des Albums bringt allerdings Ernüchterung: Das ist also die neue, imposante Kelis?! Vom alten Hip-Hop- und R’n’B-Sound ist herzlich wenig übrig geblieben. Alle Songs sind mit elektronischen Beats unterlegt und provokante Raps sind auch nicht mehr zu hören. Aber dafür gibt es, genau wie die Plattenfirma versprochen hat, Clubsounds zu hören.

„Scream“ wartet zwischenzeitlich sogar mit derben Techno-Parts auf, die sich mit Klavier-unterlegten Soul-Gesängen abwechseln. „Emancipate“ handelt von dem, was der Titel schon sagt: „Emanzipiere dich!“ fordert Kelis in Dauerschleife zu extrem tanzbaren Beat, in „22nd Century“ wird am laufenden Band „Everybody´s dancing“ gesungen. Genau darum soll es hier ja auch gehen. Kelis wollte dieses Mal schließlich nichts anderes, als ein Dance-Album machen. Dafür lud sie sich nicht nur einen Produzenten ins Studio ein. Viele namenhafte Dance- und House-Produzenten halfen ihr, ihre Dance-Songs aufzunehmen: David Guetta, Boys Noize, will.i.am, Benny Benassi und DJ Ammo sind einige davon.

Im Grunde genommen ist Kelis das gelungen, was sie vor hatte: Ein sehr tanzbares Elektro-Album zu machen, das diverse Clubs in diesem Sommer zum Kochen bringen wird. Wenn man mal davon absieht, dass Kelis eigentlich noch viel mehr kann, als das, was sie auf „Flesh Tone“ präsentiert, so hat sie dennoch, im Verhältnis zu den meisten sonstigen House- und Dance-Acts, ein qualitativ hochwertiges Album abgelegt, bei dem man nach dem zweiten Durchhören dann doch seinen Spaß hat.

Marlena Julia Dorniak

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