Rezension

Katatonia

The Fall Of Hearts


Highlights: Serac // Last Song Before The Fade // Residual
Genre: Progressive Rock
Sounds Like: Opeth // Anathema // Porcupine Tree

VÖ: 20.05.2016

Viel zu feiern gibt es dieses Jahr im Hause Katatonia. 25 Jahre gibt es die Band nun schon und auch „The Fall Of Hearts“ trägt eine runde Zahl: Es ist Studioalbum Nummer zehn und wo wir gerade bei „ZDF – Zahlen – Daten – Fakten“ sind: Zwölf neue Songs, 67 Minuten Spielzeit. Viel auf die Ohren bieten die Schweden erneut, trotzdem geht es sofort zur Sache. "Intros, nein danke" heißt das Stichwort, bereits in den ersten zwei Sekunden startet Band samt Gesang in „Takeover“ voll durch. Wobei "voll" hier sicher das falsche Wort ist, denn Katatonia begeben sich erneut auf die Schiene des Depriprogressiverock mit Metalanleihen. Hart zwar, aber immer gleichzeitig ein Fuß auf dem Gaspedal und den anderen auf der Bremse. Was beim Autofahren nicht funktionieren kann, schlägt sich auch bei „The Fall Of Hearts“ nieder, ein Großteil der Stücke tritt auf der Stelle. Das immergleiche Zusammenspiel aus klarem, sauberem, auch komplexem, aber stetig nur eine Tonlage spielendem Gitarrenspiel und dem Gesang von Jonas Renkse, der übrigens Opeths Mikael Akerfeld stimmlich sehr nahe kommt, welcher ja ebenfalls kurz Mitglied bei Katatonia war, ist auf Dauer zu wenig, um wirklich Atmosphäre zu erzeugen.

Man versieht den Stil, den Katatonia fahren, zwar mit der Vorbezeichnung „Progressive“, progressiv im Sinne von neu oder innovativ ist hier allerdings nichts mehr. Zum einen kopieren sich Katatonia selbst, ob man nun den Vorgänger „Dead End Kings“ oder „The Fall Of Hearts“ hört, ist stilistisch nicht zu unterscheiden. Oder eben Opeths „Damnation“, dessen Zwilling dieses Album in seinen guten Momenten sein könnte. Vielmehr sind Katatonia komplex, denn wie immer umfasst auch diese Stunde Musik ein reiches Konglomerat an zusammengesetzten Konstruktionen. Gut ist das auch – handwerklich –, an den Riffs würden sich andere Bands die Finger brechen. Aber es fehlt eben auch das Leben im Ganzen. Das, was „Damnation“ zu einem der besten Alben des Genres machte, die Dichtheit, die Atmosphäre, das fehlt „The Fall Of Hearts“ auf Dauer.

Stellen- und streckenweise gelingt das, der beste Teil des Albums beginnt ab „Residual“ und setzt sich mit dem folgenden „Serac“ und „Last Song Before The Fade“ fort. Diese Stücke wagen mehr als den Midtemporock der ersten zwanzig Minuten und haben neben Laut-leise-Wechseln auch mehrfache Tempowechsel. Nach 25 Jahren zeigen sich also kleinere Abnutzungserscheinungen im Sound der Schweden. Klar, dass man den in der Zeit gefundenen Stil beibehält und die Nische, in der man es sich eingerichtet hat, ungern verlässt. Zwar verzichten Katatonia genau wie ihre früheren Mitstreiter Anathema, die ebenfalls im Laufe der Zeit immer ruhiger wurden, zunehmend auf den Zusatz „Metal“ im eigenen Sound, jedoch sind es genau die Momente in „The Fall Of Hearts“, die eine Aufweckfunktion haben. Immer dann, wenn es laut wird, insbesondere nach vorherigem, gut eingeleitetem Aufbau, zeigt die Band ihre Stärken.

Klaus Porst

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