Rezension

Kasabian

The West Rider Pauper Lunatic Asylum


Highlights: Underdog // Vlad The Impaler // West Ryder Silver Bullet // Fire
Genre: Brit-Pop // Elektro-Rock
Sounds Like: Primal Scream // Oasis // The Rifles // The Rakes

VÖ: 05.06.2009

2004 war ein super Musik-Jahr. Franz Ferdinand lieferten ihr Debüt ab, auch Kasabian erfreuten mit ihrem selbstbetitelten Erstling und Keane und The Killers klangen noch neu und unverbraucht. Wie aus dem Boden sprießende Pilze überschwemmten neue Indie-Bands den Markt und boten Stoff für ganze Nächte, in denen man vom Anfang bis zum Ende der Party mit euphorischen Menschen auf der Tanzfläche herumspringen konnte.

Kasabians „L.S.F.“, „Club Foot“ und „Processed Beats“ waren die absoluten „smash hits“, und auch der Rest des Albums überzeugte auf der ganzen Linie. Der Zweitling „Empire“ erstaunte dann sogar mit Radio-Pop-Songs und machte möglicherweise eben dadurch Kasabian für den „Indie-Hörer“ etwas unspektakulär, so dass sie bei vielen in Vergessenheit gerieten. So kam es dann auch, dass man ganz verwundert war, über die „West Ryder Pauper Lunatic Asylum“-Veröffentlichung. „Oh, Kasabian haben ein neues Album!? Naja… sie interessieren mich nicht mehr besonders, aber ich könnte mal rein hören“, mag sich der ein oder andere gedacht haben. Eben das ist genau die richtige Einstellung, mit der man an dieses Album ran gehen sollte: Mit etwas Gleichgültigkeit. Denn wenn man keine Erwartungen hat, dann kann man auch nicht enttäuscht werden. Und dann passiert es sogar, dass man durchaus positiv überrascht wird, denn „West Ryder Pauper Lunatic Asylum“ ist ein bemerkenswert gutes Album geworden!

„Underdog“ eröffnet das Album mit einer Wucht aus elektronischem Gebrodel und krächzender Gitarre, bevor es mit den erstaunlich ruhig klingenden Worten „Kill Me If You Dare“ zu etwas mehr Ruhe, aber gleichzeitig auch noch mehr Coolness über geht. „Where Did All The Love Gone?“ bietet schon alleine durch seinen wunderbar einfachen, aber eingängigen Refrain („Where did all the love go? / I don't know, I don't know”) einen super Brit-Pop-Hit. “Swarfiga” ist ein relativ nichtssagendes Instrumental-Stück, das dann doch zwischen den vom Gesang geleiteten Liedern etwas unter geht. „Vlad The Impaler“ dagegen ist ein großartiger Song, eine Hommage an „Vlad den Pfähler", auf dessen Lebensgeschichte Bram Stokers Roman „Dracula“ basiert. Das schaurig-schöne Musikvideo erinnert - wegen der Thematik, aber auch wegen des Sounds - sehr an Primal Screams „Can´t Go Back“-Video. In „Vlad The Impaler“ hauen Kasabian allerdings noch einige mächtige Beats raus, die dann doch eher an The Prodigy denken lassen. Andere Songs klingen nach rauem Western-Film-Soundtrack, sphärischem Weltraum-Epos oder auch gefühlvollem Indie.

Der Grund für die musikalische Vielfalt des neuen Albums liegt nicht alleine in den musikalischen Vorlieben der einzelnen Mitglieder, die sich von TripHop, über Krautrock und Psychedelic bis hin zu düsterer elektronischer Musik ziehen. Dass jeder Song seine Eigenart hat, liegt auch am Konzept des Albums. Das „West Ryder Pauper Lunatic Asylum“ war die erste geschlossene Psychiatrie für den armen Teil der englischen Bevölkerung. Eben diesem Irrenhaus widmen Kasabian ihr Album. Kein Wunder, denn hätte man mit den Patienten sprechen können, dann hätte man bestimmt Stoff für ganze Roman-Bände von ihnen erfahren. Kasabian haben jedoch "nur" zwölf Songs daraus gemacht. Songs, mit denen sie ein würdiges Comeback feiern können.

Marlena Julia Dorniak

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