Rezension
Kadavar
Berlin
Highlights: Last Living Dinosaur // Filthy Illusion // Spanish Wild Rose // Into The Night
Genre: Rock // "Proto-Metal"
Sounds Like: Black Sabbath // Orchid // Graveyard
VÖ: 21.08.2015
Manche Leute lieben Schubladen mehr als andere – aber wer zu ersterer Gruppe gehört, der kann Kadavar mit Fug und Recht als Proto-Metal-Band bezeichnen. „Proto“ wie in „ganz früh“, also beispielsweise „proto-indogermanisch“. Kadavar selbst wiederum nennen einen Song auf „Berlin“ nun „Last Living Dinosaur“. Sie meinen damit nicht sich selber – angebracht wäre die Metapher allerdings. Zusammengefasst: Kadavar klingen alt. Eigentlich fast älter als das, was sie imitieren.
Denn so erdig, so unsauber, wie die Band auch auf ihrem dritten Werk klingt, insbesondere der Gesang Christoph Lindemanns, klangen Rock und Metal selbst zu Zeiten von Black Sabbath meistens nicht – ein Grund dafür, warum sie als quasi extrapolierte Rockband auch weltweit immer größere Hallen füllt, jedoch ebenso einer dafür, warum so mancher Genre-Enthusiast der Band wiederum gar nichts abgewinnen kann. An diesem Grundsatz verändern Kadavar auf „Berlin“ wenig, hinreichend variieren tun sie ihn dennoch.
Damit ist nicht einmal nur das abschließende, ungewohnt einlullende Nico-Cover „Reich Der Träume“ gemeint: Das unterliegt sowieso der Narrenfreiheit des Bonustracks. Stattdessen fühlt man sich an manchen Stellen an Punk schwedischer Machart erinnert. „Filthy Illusion“ ist hier das erste Beispiel, „Stolen Dreams“ wiederum hat gar einzelne Gitarrenläufe mit den Hives gemein. So sind die Songs natürlich prädestiniert dafür, dass man auf Konzerten auch andere Körperstellen als die Haare zu ihnen schütteln kann – sicherlich ein richtiger Schritt, wenn bei wachsendem Erfolg die Hallen größer und das Publikum heterogener werden, und trotzdem ein organischer. „Spanish Wild Rose“ wiederum, stellenweise leicht psychedelisch, könnte der Band bei besagten Konzerten eine Verschnaufpause ermöglichen. Ansonsten bleiben Kadavar sich treu – auch, was ihren qualitativen Standard angeht. "Schuster, bleib bei deinen Leisten" – ein Spruch, noch älter als der Kadavar-Sound. Höchstwahrscheinlich.
Sehen
Finden
Bye-Bye
Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!