Rezension
Julian Casablancas
Phrazes For The Young
Highlights: Out Of The Blue // 11th Dimension
Genre: Pop
Sounds Like: The Strokes // The Cribs
VÖ: 30.10.2009
Vier geschlagene Jahre ist es inzwischen her, dass die Strokes zum letzten Mal ihre Eindrücke von der Welt zum Besten gaben. Acht Jahre, dass sie die Welt als die „Retter des Rock'n'Rolls“, wie die Musikpresse zu verkünden nicht müde wurde, mit „Is This It“ in Aufruhr versetzten. Fast ein Jahrzehnt, geduldige Fans, nur drei Alben? Nicht ganz. Ein neuer Trend hat die Bandmitglieder erfasst, ein Trend, der sich „Soloalbum“ nennt. Mittelprächtig die bisherigen Resultate. Dass Julian Casablancas, seines Zeichens Sänger und Mastermind der Band, die Diva mimt und sich besonders viel Zeit nimmt für seine einsamen Ergüsse, verwundert dabei kaum. Dass das Ergebnis besser geworden ist als die Werke seiner Kollegen, auch nicht.
„Phrazes For The Young“ ist ein ambivalentes Stück Musik: Einerseits traut sich Casablancas viel, viel mehr Pop und Synthie-Geblubber als bei den Strokes, andererseits ist das Album mit seinen Country- und Southern-Rock-Auswüchsen, nöligem Gesang und quälender Langsamkeit („4 Chords of the Apocalypse“!) sehr viel sperriger als das, was Fans erwartet haben mögen. Wer nur die zuckerwatteweiche und ebenso süße Single „11th Dimension“ kennt und liebt, läuft Gefahr, sich beim Hören von „Phrazes For The Young“ gehörig auf die Schnauze zu legen.
„Out Of The Blue“, der musikalisch wie lyrisch beste Song der Platte, reißt die Tür zum Pophimmel so weit auf, dass man nur noch liebestrunken hindurch taumeln kann, nur um am Ende unsanft auf dem Hosenboden seiner durchlöcherten Jeans zu landen. Yes, I know I am going to hell in a leather jacket. At least I will be in another world, while you're pissing on my casket. Synthies und Blubber-Pop hin oder her, im Herzen ist er halt doch ein Rocker mit schwarzer Lederjacke, der Julian.
Am Ende wird das Album beide enttäuschen: Fans, die auf einen würdigen Trost für die Abstinenz der Strokes gehofft hatten, werden „Phrazes For The Young“ den größten Teil der Songs viel zu unanschmiegsam finden und das Gitarren-Duo Valensi und Albert Hammond Jr. schmerzlich vermissen. Leuten, die die Strokes eh schon immer für überbewertete und verzogene Upper-Class-Kids hielten, wird die Platte immer noch viel zu sehr nach der Band klingen. Das ist nicht zuletzt Casablancas nöliger, launischer und überaus aufreizender Stimme geschuldet. Letztendlich haben beide Parteien recht und doch wieder nicht: Julian kann eben auch nicht aus seiner Haut und wird sich dem Strokes-Vergleich niemals ganz entziehen können. Aber „Phrazes For The Young“ geht noch zwei Schritte weiter als zuletzt „First Impressions Of Earth“ und ist in vieler Hinsicht vielfältiger. Dass es am Ende doch nicht mehr kann, als mit mildem Regen eine lange Dürrephase erträglicher machen, steht leider außer Frage.
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