Rezension

Jud

Sufferboy


Highlights: Daylight // Cowbow Song // Chasing The Pain Away // Unless
Genre: Punkrock
Sounds Like: Volbeat // Beatsteaks // Down

VÖ: 08.08.2008

Ungefähr zehn Sekunden benötigen Jud, um einem klarzumachen, welche Art Musik auf „Sufferboy“ gespielt wird. Jud machen Punkrock, allerdings fernab langweiligen drei-Akkorde-gespieles oder aufgesetzter Indie-Stadionrock-Attitüde anderer Bands wie den Beatsteaks. Sieben Jahre Pause gönnte sich die Band nach ihren ersten vier Veröffentlichungen, um nun spürbar schweißtreibende Stücke abzuliefern. Jud rocken auf ihrem fünften Album ziemlich „straight-nach-vorn“, sind gleichzeitig eingängig und doch einen Tick unerwartbar.

„Bright White Light“ ist ein Einstieg ohne Einleitung. Kein langes Gerede, kein überflüssiges Intro, sofort wird auf breitbeinigen Adrenalinschub gesetzt. Danach „Drained“, ein Riff, Gesang, auf in den Moshpit. Irgendwann zwischendurch ein Gitarrensolo, nach drei Mitnuten ist man kaputt. Zeit für eine Ballade zum Ausruhen also. „Universal“ lässt die raue Stimme David Judson Clemmons stärker als bisher zur Geltung kommen. Nachdem wieder Luft geholt wurde, wird nun auch wieder gerockt. „Acclerate“ bietet wie die ersten Stücke schwere Gitarren, leicht pathosverhangenen Gesang und eignet sich ebenfalls zum Abgehen vor der Bühne. Schwerlich ist es immer, Punkrock-/Hardcoreplatten zuhause zu hören, eigentlich eignen sie sich vor allem dazu, in einer schwitzenden, stinkenden Masse zu springen. „Sufferboy“ könnte man benutzen, um in den Tag zu kommen, um Frust, dessen Kanalisierung man selbst nicht hinbekommt, durch Beschallung abzubauen oder dergleichen. So auch „Cowboy Song“. Alles andere als Country erwartet einen in diesen vier Minuten. David Judson krächzt sich die Stimme aus dem Leib, während seine beiden Begleiter James Schmidt und Jan Hampicke um den Preis für den treibendsten Rhythmus wetteifern.

Mit „The Maggots“ versuchen sich Jud noch einmal an einer Ballade, die vor allem durch eine markante Gitarrenlinie geprägt wird. Ein bisschen zu sehr der Versuch, den Pathos anderer Stücke mit Indieanleihen zu verbinden. Wieder auf ihre Stärken besinnend, tun Jud im nachfolgenden „What You Are Made For“ lieber das, was sie können: Punkrock. Wie der aussieht, haben fast alle bisherigen Stücke schon vorgemacht.

Weitere Songs setzen eben jenen gewählten Stil fort. Es wäre müßig, daher noch einmal die Wirkung der Verbindung der Instrumente Gitarre, Bass, Schlagzeug und kratzigem Gesang aufzuzählen. Wirklich innovativ sind Jud freilich nicht. Sie bespielen ein Genre, dessen Handlungsmöglichkeiten ziemlich eingeschränkt sind, das auf Einfachheit setzt. Was Jud allerdings schaffen ist es, innerhalb dessen, was möglich ist, sehr solide zu arbeiten und selbst am heimischen Abspielgerät zum Mitwippen zu bewegen. Ab und an findet man zudem doch noch so etwas wie Tiefe, Progressivität und Komplexheit, beispielsweise in „Chasing The Pain Away“, der Anleihen eines schweren Doomstückes aufweist.

Klaus Porst

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!