Rezension
Josh Ritter
Sermon On The Rocks
Highlights: Birds Of The Meadow // Where The Night Goes // Cumberland // Lighthouse Fire
Genre: Folk // Americana // Country // Gospel
Sounds Like: Bob Dylan // Bruce Springsteen // Ryan Adams // Langhorne Slim // Delta Spirit // Dawes
VÖ: 16.10.2015
Letztlich ist es wohl wie bei jedem Musikgenre, wenn man sich zu sehr darin verliert. Man kommt an den Punkt, an dem man das Gefühl hat, es gibt nichts mehr, was einen noch packen könnte. Auf einmal endet ein schleichender Prozess der zunehmenden Langeweile an einer Stelle, an der man sich innerlich endgültig damit abschließen sieht, weil einfach nichts mehr kommen kann, das man noch hören wollen würde. Auch den großen Dunstkreis amerikanisch geprägter Musikstile kann dieses Schicksal ereilen – zu repetitiv, zu aufgesetzt, zu viel Zitiererei und zu wenig Eigenständigkeit.
Doch dann gibt es da eben noch diese Typen wie Josh Ritter, der sich mit seinem mittlerweile achten Album gerade erst richtig warm gespielt hat und ein Level erreicht hat, bei dem er im Grunde machen kann, was er will. Nicht, weil er einer dieser Musiker ist, die man gut finden muss, weil man das eben so sagt, weil das alle so sehen und er ja schon so lange im Geschäft ist – sondern weil er weiß, wie er einen dazu bringen kann, zuhören zu müssen. Das beginnt bei vielen Kleinigkeiten wie zum Beispiel diesen hart angeschlagenen Gitarrenakkorden, die bei Josh Ritter einfach mehr Biss haben als woanders. Natürlich darf man nicht seine Band vernachlässigen, die dazu beiträgt, dass Josh Ritter inzwischen mehr ist als einfach nur ein guter Singer-Songwriter und die es schafft, einen mitzuziehen und Druck aufzubauen. Doch letztlich hängt bei einem Musiker wie Josh Ritter, für den schon immer die Texte einen hohen Stellenwert hatten, alles am Gesang. Da konnte es auch schon mal sein, dass sich Songs in Richtung 10-Minuten-Marke bewegten, einfach weil seine Geschichten diesen Raum brauchten.
Auf „Sermon on The Rocks“ fasst sich Josh Ritter jedoch kürzer und spielt sich einmal munter durch diverse Musikrichtungen, die in den USA im Laufe des 20. Jahrhunderts mal beliebt waren. „I wanted to play messianic oracular honky-tonk“, sagt er selbst augenzwinkernd über die Hintergründe zu seinem neuen Album. Nach dem düsteren Opener „Birds Of The Meadow“ wagt das wunderbar ironische „Young Moses“ die Kehrtwende und gibt die Idee des Albums vor, die sich bis zum letzten Song fortsetzt, dass man mit jedem Song etwas Neues erwarten darf, was „Sermon On The Rocks“ eine wunderbare Frische und Kurzweiligkeit verleiht. Auch wenn sich die Lieblingssongs schnell abzeichnen, funktioniert Ritters achtes Album als Ganzes so gut, weil es ein Abbild dessen ist, wozu er imstande ist, wie viele gute Ideen er nach wie vor hat und wie gut er es versteht, sich auszudrücken ohne abgehoben zu klingen. Was kann es Schöneres geben als ein Album, das einem zeigt, wie falsch man mit seinen Annahmen lag und einen eines Besseren belehrt.
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