Rezension

Johnny Marr

The Messenger


Highlights: The Messenger // The Crack Up // New Town Velocity
Genre: Rock
Sounds Like: Alex Turner // Suede // Modest Mouse

VÖ: 01.03.2013

Es ist sicher nicht einfach, eine Musiklegende zu sein. Wer in seinen jungen Jahren einen riesigen Erfolg hatte, muss sich sein Leben lang daran messen lassen. Es ist sicher nicht leicht, damit zurecht zu kommen. Aus diesem Grund wird auch über Johnny Marr wohl niemals ein Text geschrieben werden, der nicht mindestens eine Anspielung auf The Smiths enthält. Da hilft es auch kaum, wenn man in so vielen Kollaborationen mitgewirkt hat, dass selbst Dave Grohl anerkennend nicken müsste. Die vier Alben mit Morrissey verweilen als ewige Referenz im Hinterkopf eines jeden Rezensenten und Hörers.

"The Messenger" ist das erste richtige Soloalbum von Johnny Marr, welches er auch produziert hat und auf welchem er diesmal sogar selbst singt – was extrem nach so ziemlich allem klingt, was Manchester in der mittelfristigen Vergangenheit exportiert hat. Wobei: das trifft nur zu, wenn man gedanklich einen Großteil der Arroganz abzieht, die zum Manchestersound normalerweise dazugehört. In Kombination mit der treibenden Gitarre auf Mollakkordbasis, die in den einzelnen Songs immer wieder ähnliche Versatzstücke aufgreift, schickt "The Messenger" in seinen besten Momenten die Gedanken auf die Reise, was einen ziemlich guten Soundtrack für die graue Wolkendecke über unseren Köpfen abgibt. Die Kehrseite davon ist allerdings, dass es die einzelnen Songs schwer haben, einen tieferen Eindruck zu hinterlassen. Hier findet also keine große Revolution statt und auch eine alles überragende Single sucht man vergebens, was einen nicht daran hindern sollte, dieses Album als das zu sehen, was es ist: ein überdurchschnittliches, ja, sogar recht gutes Album eines großartigen Gitarristen, der gar nicht mal so übel singt.

Led Zeppelin wird wohl nächstes Jahr wieder auf der Bühne stehen, wodurch der erste Platz auf der wichtige-Reunion-Wettliste der englischen Buchmacher frei wäre. Doch die Kluft scheint zu tief und die Protagonisten zu stur. Das einzige Thema, bei dem Johnny Marr und Morrissey sich in letzter Zeit einigen konnten, war die Überlegung, wie man es dem englischen Premierminister David Cameron verbieten könnte, sich als Fan von The Smiths zu bekennen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber so, wie es nun mal ist, bleiben The Smiths eine Legende, und solange Johnny Marr immer wieder an guten Alben beteiligt ist, sollte man sich darüber freuen, auch wenn er es nicht schafft, sein junges Ich zu überbieten.

Marcel Eike

Sehen


"The Crack Up" im Stream

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!