Rezension

John Frusciante

Enclosure


Highlights: Sleep // Fanfare // Zone
Genre: Synth-Pop // Progressive // Electronica // Experimental
Sounds Like: John Frusciante // Talking Heads // Panda Bear // Aphex Twin

VÖ: 11.04.2014

Um das gleich am Anfang klarzustellen: Hier schreibt ein alter Fan John Frusciantes. Einer der Sorte, die wegen ihm damals mit 13 angefangen haben, Gitarre zu spielen und eine ernsthafte Leidenschaft zur Musik zu entwickeln. Einer, der ohne damals Frusciante kennengelernt zu haben, diesen Text hier gar nicht schreiben würde. Für den „To Record Only Water For Ten Days“ aufzulegen heute noch einen, wenn auch selten gewordenen, Hochgenuss darstellt. Frusciantes erste Platten in ihrer radikalen Rohheit, voll schräger Töne, aber voller Herzblut, haben erheblich die Indikatoren dafür beeinflusst, welche Musik er heute mag.

Objektiv ist die Entwicklung Frusciantes zunächst vor allem eines: respektabel. Gitarrist einer der kommerziell erfolgreichsten Bands der Welt, der Red Hot Chili Peppers, hätte er kinderleicht noch weitere Millionen scheffeln können. Klar, sicher hat er schon genug, aber es gibt genug, die den Hals nicht vollbekommen. Stattdessen hat er sich für den künstlerischen Weg entschieden, ist 2007 aus der Band ausgestiegen, um sein eigenes Ding zu machen. Reine Gitarren waren mittlerweile langweilig für ihn, zumindest die herkömmlichen Sounds, die man mit ihnen erzeugen kann. Da wurde moduliert und verdreht, bis die Soloplatte „PBX Funicular Intaglio Zone“ 2012 eine abgedrehte Ansammlung an Tempowechseln, Beats und Raps war, reine Kopfmusik, mit denen der Fan des Herzbluts Frusciantes völlig überfordert war. Doch Frusciante machte das dem Anschein nach ohnehin nur für sich. Sonst hätte er ohne Probleme alle Platten mit „former Red Hot Chili Peppers-Member“-Aufklebern versehen können und die dreifache Menge abgesetzt.

2014 erscheint nun „Enclosure“, und es führt Frusciante zumindest ein Stück zurück auf den richtigen Weg. Viele der Songs, z.B. das großartige „Fanfare“, sind wieder als solche zu erkennen. Frusciante gibt der Musik wieder mehr Raum sich zu entwickeln und sich in ihr wiederzufinden. Seine ungemeine Stärke im Songwriting scheint ihm nicht abhanden gekommen zu sein, er scheint sie und sein Herzblut wiederzufinden. Auch hier gibt es oft, wenn sich gerade ein schöner Teil eingestellt hat, radikale Tempowechsel, schräge Töne oder beides, sodass man niemals vollständig im Album versinken kann. Stellenweise aber kann man wieder versinken, erreicht als Hörer Zugang zum Album anstatt es nur von außen zu betrachten. Über Songs wie etwa das eindringliche „Zone“, das wie zu besten Zeiten mit einer wunderbaren kleinen Melodie endet. John Frusciante scheint langsam wiederzuentdecken, dass er seine besten Songs mit purer Leidenschaft und nicht nur mit Köpfchen schreibt. Auf jeden Fall wird es nie langweilig, seinen Weg zu verfolgen.

Daniel Waldhuber

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