Rezension

Jochen Arbeit

Arbeit: Solo


Highlights: Burlesque // Der Kessel // Holy Cow
Genre: Ambient // Elektronica
Sounds Like: Einstürzende Neubauten // Alexander Hacke

VÖ: 17.10.2008

Jochen Arbeit, bekannt als Gitarrist diverser sehr experimenteller Bands wie zum Beispiel der Einstürzenden Neubauten, veröffentlicht dieser Tage sein erstes Soloalbum mit dem passenden Titel „Arbeit Solo“. Tief aus dem Keller ausgegraben sind einige der Stücke, die auf diesem Silberling zu finden sind. Weniger ein Album, mehr eine Kompilation verschiedener Projekte, Collagen, Auftragsarbeiten, die sich über die Jahre angesammelt haben, sind auf dieser CD enthalten. Es ist daher nicht unbedingt einfach, sich mit „Arbeit Solo“ zu befassen, denn Gitarrenwerke, wie man es aufgrund seiner Hauptarbeit vermuten könnte, finden sich hier nicht oder nur in sehr abgewandelter Form.

Vielmehr steht man wirklich vor einer Wand, beziehungsweise einer weiten Fläche. Alle möglichen Arten und Formen elektronischer Klangverarbeitung haben auf „Arbeit Solo“ Platz gefunden. Im Booklet wird zwar zu jedem Stück auf das Vorhandensein von Instrumenten wie Gitarre oder auch mal Bass hingewiesen, diese sind jedoch so sehr verfremdet, dass man die Herkunft der Klänge nicht unbedingt diesen Instrumenten zuschreiben würde. Es überwiegen jene Sounds, die elektronischer Natur sind. A propos, in einigen Stücken („Piece For Adidas“ oder „Beckett Backwards“) finden sich immer wieder Passagen, die Field Recordings ähneln, also Teile, die draußen in der freien Umwelt aufgenommen sein könnten, wären sie nicht künstlich erzeugt worden. Ab und an scheint es durch, dass einige Stücke wohl den Unterboden für Einstürzende-Neubauten-Songs bilden könnten, denkt man sich Blixa Bargelds omnipräsente Stimme mal weg. „Intermission In Venus“ und „The Love Brigade“ wären da Beispiele. Stücke wie „Landscape With Electric Poles“, mit dröhnendem, gelooptem Horn und einer Saarang (was auch immer das ist) sind dagegen schon so fast so etwas wie „klassischer“ Ambient.

„Arbeit Solo“ zu bewerten fällt schwer. Wäre die Eigenschaft „interessant“ das einzige Kriterium für eine Wertung, so wäre dieses Album sicher nahe an der Höchstwertung. Jochen Arbeit probiert Dinge aus, schafft Welten, die komplex zusammengebaut wurden und künstlerisch sicher wertvoll sind. Aber wie wertet man dies als „normale“ Musik? Gut oder Mittelmaß für Klänge zu vergeben, die zwar zum Nebenherlaufen geeignet sind – oder dazu, eine Vernissage zu untermalen - aber den normalen Hörgewohnheiten eher zugegen laufen? Schwer. Daher sollten die 2,5 Punkte, die ich gewählt habe, äußerst vorsichtig betrachtet werden. Für einige kann diese Form der Musik höchstanspruchsvoll sein, andere werden es sicherlich als langweiliges Gedudel abtun. Reinhören sollte man auf jeden Fall einmal.

Klaus Porst

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