Rezension

Joakim

Milky Ways


Highlights: Spiders // Love & Romance & A Special Person
Genre: Krautrock-Postpunk-Electronics
Sounds Like: Air // !!! // LCD Soundsystem // Neu! // Fujiya & Miyagi // Koze

VÖ: 28.08.2009

Irgendwie dreist, was Joakim Bouaziz auf seinem neuen Album „Milky Ways“ anstellt. Acht Minuten führt er den Hörer mit Post-Krautrock in die Irre, lässt Gitarren und Schlagzeug gegeneinander antreten, um mit „Back To Wilderness“ erst die Gehörgänge zu verknoten und sie nachfolgend lärmend durchzuspülen. Damit erstaunt angefreundet, begeistert das Drum-Solo zu Beginn von „Ad Me“, bevor …

… bevor der Song den Funk auspackt und sich zur begeisternden catchy Postpunk-Clubnummer entfaltet – wovon dann noch eine ganze Reihe folgen. Da steckt natürlich weiterhin – wie auch bei LCD Soundsystem oder !!! – eine dicke Portion Krautrock-Rhythmik drin, aber eben in dieser tanzbaren, nicht loslassenden Art und Weise. Zum Tanzbar-Krautrockigen gesellt sich das Französisch-Ambient-Krautrockige. Französisch im Sinne von Air. Schon „Fly Like An Apple“ deutet diese galaktische Weite an, aber die verschleppte, traumwandlerische Schönheit von „Glossy Papers“ führt sie voll aus. Auch „Travel In Vain“ und „King Kong Is Dead“, als weitgehend instrumentale Stücke, gehören in diese Kategorie. Den Höhepunkt des Albums, voller Funk und voll dieser französischen Electro-Harmonie, bildet „Love & Romance & A Special Person“.

Joakims Disco-, seine Remix-Vergangenheit scheint dagegen bei Nummern wie „Spiders“ voll durch. Besonders „Spiders“ gewinnt in der Entwicklung von Disco zu Afrobeat zu House. Überhaupt scheint es Joakim und seiner Band „The Disko“ nicht zu genügen, ein Stück in einem Stil anzusiedeln, immer braucht es einen Bruch, eine Überraschung. Wahrlich erschüttert aber, dass diese Arrangements immer gelingen, weder nervig werden noch langweilen. So versucht er sich in „Medusa“ dann gar an einem Track im Stile von Animal Collective. Auch das gelingt, da die Klang-Schichtung nicht übertrieben und dafür das einprägsam Poppige nicht nur mittels des treibenden Beats betont wird. Diese Harmonie des Klangs bestimmt das verzerrt-bezaubernde „Little Girl“. Am Ende positioniert greift es den Hörer speziell und lässt so Joakims „Milky Ways“ besonders scheinen. Ein überraschendes, ein grandioses Album.

Oliver Bothe

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