Rezension

Jay-Jay Johanson

Opium


Highlights: Drowsy // Too Young To Say Good Night // I Love Him So // Alone Too Long
Genre: Electronica // Songwriter // Trip-Hop
Sounds Like: Portishead // Tricky // Massive Attack // Lamb

VÖ: 19.06.2015

Mit „Whiskey“ und „Tattoo“ begann die Karriere von Jay-Jay Johanson, mit „Opium“ erscheint nun das mittlerweile zehnte Studioalbum des Schweden. Ist es das Werk eines, der mit den Jahren immer weiter abgerutscht ist? Dabei wirkt er kaum wie jemand mit gesteigertem Hang zu Suchtstoffen jedweder Art, auch wenn sein Schaffen seit jeher eine große Düsternis in sich trägt. Diese ist jedoch keine gefährliche und abweisende sondern eine fast zärtlich umarmende. Und so wünscht sich Johanson, der große Crooner des Schwedischen Trip-Hop und Electronica, die Sucht auch eher seinen Hörern. Er möchte sie mit seiner Musik anfixen und nachhaltig verändern.

Über die Eigenschaft als Rauschmittel hinaus hat Opium für Johanson jedoch auch den Klang des Exotischen. Es erinnert an den Sound früherer Zeiten, an die Künstler, die sich aus der Mitte Europas auf den langen Weg nach China machten, angetrieben von Neugier und der Lust am Anderen. Jean Cocteau etwa beschrieb die Opiumzimmer der Schiffe Richtung Osten. Auch Johansons „Opium“ ist wie eine exotische Blume, ein süßes Gift, gerne gönnt man sich davon eine Extraportion.

Mundharmonika-Spiel, wie von weit weg herüberhallend, leitet uns im Opener „Drowsy“ in das Album hinein und vermittelt das Gefühl einer trügerischen Sicherheit. Noch im gleichen Song kommt der Cut, ein tiefer Beat setzt ein, die Stimmung kippt von der Behaglichkeit eines Lagerfeuers in Richtung nokturne Großstadt. „Moonshine“ dreht am Temporegler, pulsiert und der Bass dröhnt, als wolle er Johansons Stimme noch höher erscheinen lassen. Nach dem jazzigen „Be Yourself“, dessen Bläser Johanson selbst eingespielt hat, erinnert „I Love Him So“ wieder an die Anfänge von Johansons Schaffen – Trip Hop und gebrochene Beats. Die stilistische Inspiration kam hier vielleicht von Portishead, an der Umsetzung hatte das Duo Funkstörung ein Wörtchen mitzureden und die Lyrics entstanden im Wartezimmer eines Krankenhauses, in dem Johansons Sohn gerade operiert wurde.

Die melancholisch-ergreifende Stimmung zieht sich weiter durch das Album, mal unterbrochen von jazzigem Pianospiel („I Don't Know Much About Loving“), zum Ende von Klängen von Flüssen und Wasserfällen („Celebrate The Wonders“). Traumwandlerisch führt Johanson seine Hörer durch diese düsterhelle Welt, die er in den elf Songs des Albums entwirft. „Opium“ klingt schließlich so aus, wie es begann: beruhigend, schon fast narkotisierend, hüllt es uns in Watte. Und die ist – ob abhängig machend oder nicht – aus Zucker.

Christoph Herzog

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Video zu "Moonshine"
Live-Video zu "I Don't Know Much about Loving"

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