Rezension
Jakobinarina
The First Crusade
Highlights: His Lyrics Are Disastrous // This Is An Advertisement // Nice Guys Don't Play Good Music
Genre: Indie-Rock
Sounds Like: The Hives // Kaiser Chiefs
VÖ: 14.12.2007
Island, oh Island! Du bist nicht nur das Land der Elfen, Vulkane und Geysire, nein, du bist auch das Land der musikalischen Klischees. So wissen wir doch alle, dass der musikalisch talentierte Isländer an sich aus Prinzip nur leicht durchgeknallte Weirdo-Musik à la Björk oder Minus produziert oder wie Sigur Rós und Múm leise, atmosphärische Töne anschlägt. Doch jede Regel wird für gewöhnlich erst durch eine Ausnahme bestätigt, und so wird mit Jakobinarinas Debüt "The First Crusade" nun eine isländische Platte veröffentlicht, die so gar nicht in die oben genannten Schemata passt.
Bekannt könnten Jakobinarina denjenigen jedoch schon sein, die im November die Headlinershows der Kaiser Chiefs besuchten, auf denen Jakobinarina gemeinsam mit den Silversun Pickups den Support bildeten. Auch Bands wie Klaxons oder Simiam Mobile Disco durften die sechs feschen Isländer bereits begleiten, was bereits darauf hindeutet, dass man sich zur Musik von Jakobinarina kaum in Reykjaviks Winternächten vor den Kamin kuschelt, sondern eher um sprudelnde Geysire herumtanzen kann. Die passende Kleidung hierzu: Entweder die schicken Chucks und der Streifenpullover von H&M oder die schnieke Schwarz-Weiß-Kombination, die uns Gitarrist Heimir Gestur Valdimarsson auf dem Albumcover präsentiert. Und an wen erinnert uns die noch gleich?
Richtig, an die skandinavischen Styler, die Hives, die Jakobinarina nicht nur modisch beeinflusst zu haben scheinen. Ähnlich wie die Musik der Schweden geht auch die Jakobinarinas punkig nach vorne, jedoch zusätzlich auch gewaltig wavig in die Beine und dürfte damit gleichermaßen für den Club und die Indieparty geeignet sein. Auch kann der Gesang von Gunnar Ragnarsson in Sachen frecher Aufdringlichkeit locker mit Howlin' Pelle mithalten, und textlich muss sich eine Band, die zum Ende von "I've Got A Date With My Television" scheinbar einfach mal die erste Lektion des "Learning German, Vol.1"-Lehrbuches vorliest und dann Veronika Feldbusch [sic!] bittet, aus dem Fernseher zu steigen, sowieso vor niemandem verstecken.
Jaja, natürlich: Das alles klingt nicht besonders originell und in einer Zeit des quantitativen Musik-Overkills ist man oft geneigt, Originalität über reine Qualität zu setzen. Jakobinarina haben dank lupenreiner, astreiner Tanzmixtape-für-die-Freundin-Kandidaten wie "His Lyrics Are Disastrous" jedoch die besten Karten, auch für diese Regel die Ausnahme zu sein, und sind sich zudem ihres Status als Fahrwasserschwimmer selber zur Genüge bewusst, indem sie gar vollkommen schamlos behaupten, auch gerne ihren Bandnamen in "The Coca Cola Band" zu ändern, falls dies ihnen ein paar Moneten extra bescheren würde ("This Is An Advertisement"). "Reykjavik is the new London" also? Naja, vielleicht noch nicht ganz. Aber die Geysire und die Elfen sind ja fürs Erste auch was Schönes.
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