Rezension

Jakob
Sines
Highlights: Resolve // Darkness // Sines
Genre: Post-Rock
Sounds Like: Sigur Rós // Isis // This Will Destroy You
VÖ: 21.10.2014

Jakob. Wer bei diesem Namen zunächst an biblische Geschichten oder an einen gewöhnlichen Vornamen wie Joachim denkt, sollte spätestens jetzt mit der Veröffentlichung von „Sines“ den Blick in Richtung Neuseeland wandern lassen und zuhören, was ihm die drei Herren Boyle, Beckett und Johnston mitzuteilen haben.
Zwar scheint in dem stark repetitiven Genre Post-Rock bereits vieles gesagt, doch zeichnet die Band vom anderen Ende der Welt ein Alleinstellungsmerkmal aus, das genaues Hinhören fordert und belohnt. Nicht zuletzt dank Gitarrist Jeff Boyle sind Jakob wahre Meister der Schichtung von Soundteppichen. Ihre Musik wird daher gerne mit Naturgewalten wie stürmischen Ozeanen oder aufziehenden Gewittern verglichen. Titel wie „Nice Day For An Earthquake“ ihres 2001er Debüts „Subsets Of Sets“, beschreiben ganz gut die unterschwellige Spannung, die die Musiker in ihre Songs einbauen. Mit dem Album „Solace“ aus dem Jahre 2006 gelang die perfekte Verbindung der Einzelelemente aus Boyles prominentem Gitarrenspiel, Becketts Bass, der sich tief in die Magengrube gräbt, und Johnstons vertrackten, aber stets intuitiv gespielten und satt produzierten Drums. Wie wichtig dieser für das Geschick der Neuseeländer ist, wird deutlich, wenn ein „Emergent“ lediglich mit Streicher-Verzierung vor sich hin plätschert und damit den einzigen Schwachpunkt der lang ersehnten, neuen Platte bildet.
Dass man auf „Sines“ acht Jahre warten musste, liegt neben Verletzungspech auch an einem bis auf die Spitze getriebenen Perfektionismus in Produktionsfragen, der sich beispielsweise dann äußert, wenn sich noch in der extremsten Verzerrung Strukturen und der Wille zum Detail erkennen lassen. In „Magna Carta“ sitzt jede Rückkopplung, auch wenn das Soundgerüst unter den sich überschlagenden Gitarren zu kollabieren droht.
„Blind Them With Science“, das erste Lebenszeichen der Band nach besagtem langwährendem Winterschlaf, ist typische Jakob-Kost und will gleichzeitig sehr viel, wenn es in nur sieben Minuten beinahe den gesamten Klangkosmos der Neuseeländer abfährt. Spätestens ab der Albummitte beenden Jakob mit „Harmonia“ jedoch ihre anfängliche Selbstfindungsphase und entfliegen in Höhen, in denen sie für die Konkurrenz uneinholbar dahinschweben. Hier und besonders in den folgenden „Resolve“ und „Darkness“ kommen die feinen Nuancen, die subtilen Änderungen der in sich verflochtenen Gitarren- und Bassgewänder zur Geltung, die wie Blitze aus einer tief hängenden Wolkendecke schießen und somit den Hörer erschüttern. Ein beeindruckender Schlussstrich unter eine Platte, die Bauchgefühl und verkopftes Denken selbstverständlich miteinander verbindet.
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