Rezension

Jackie Oates

Hyperboreans


Highlights: The Miller And His Three Sons // Hyperboreans // The Sheffield Grinder/Mavis
Genre: Folk
Sounds Like: Bella Hardy // Nancy Kerr & James Fagan

VÖ: 22.01.2010

Die gute alte BBC hat hier in Deutschland einen fantastischen Ruf. Alles, was den Weg über das britische Pendant unserer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in die deutsche Medienlandschaft findet, ist meistens von richtig guter Qualität. Ob wegen Naturdokumentationen wie „Unsere Erde“ oder bescheuert-witziger Comedy wie "Little Britain", ständig hat man das Gefühl, dass unsere Freunde von der Insel den Dreh mit den Rundfunkgebühren und deren sinnvoller Verwendung deutlich besser heraus haben. Um das ein wenig zu relativieren: Natürlich ist das Rosinenpickerei auf hohem Niveau und mit Sicherheit schafft es auch die eine oder andere ARD-Produktion auf die andere Seite des Kanals.

Seit dem Jahr 2000 vergibt der Radiosender BBC2 seine Folk Awards, bei denen, wie auch bei einigen anderen Awards, die hierzulande noch ziemlich unbekannte Jackie Oates schon mehrfach vertreten war. Und das völlig zu Recht, da sie ein besonders Händchen dafür hat, Traditionals in einem völlig neuen Licht erstrahlen zu lassen. Da sich auf dem von ihrem Bruder Jim Moray produzierten dritten Album keine selbst geschriebenen Songs befinden, geht die fast immer richtige Formel "Folk ist gleich Singer/Songwriter" hier mal nicht auf. Die Lieder, derer sie sich bedient, stammen aus England, Irland und Australien und fügen sich sehr stimmig zu „Hyperboreans“ zusammen. „Locks and Bolts“ ist der älteste Track, dessen Ursprünge bis ins Jahr 1876 zurückreichen. Als Ausnahmen zu diesem Schema gibt es mit „Birthday“ von Björks „Sugarcubes„ und „May The Kindness“ von Oates' Lieblingssänger Dave Wood und dem Opener „The Miller and His Three Sons“ Songs, deren Entstehung noch nicht so lange zurückliegt. Doch ob alt oder neu, alles klingt frisch und belebend.

Bei Musik, die aus einer reinen Interpretation von Stücken besteht, muss man irgendetwas Besonderes bieten, um aufzufallen. Im Falle von Jackie Oates ist es ihre gefühlvolle, frische Stimme mit einer wundervollen Klangfarbe. Dazu ist sie eine ausgezeichnete Violinistin, wodurch der Stellenwert von Gitarren deutlich geringer ausfällt als bei vergleichbaren Folkalben. Das sollte aber auch den größten Gitarrennarr nicht mehr stören, wenn man stattdessen so schöne Arrangements mit Mandoline, Chello und Banjo bekommt. „Hyperboreans“ ist ein sehr harmonisches Album geworden, das Jackie Oates dabei helfen sollte, auch hierzulande bald kein unbeschriebenes Blatt mehr zu sein.

Marcel Eike

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