Rezension
J. Mascis
Several Shades Of Why
Highlights: Is It Done // Too Deep // Can I // What Happened
Genre: Singer-Songwriter // Indie Pop
Sounds Like: Evan Dando // Nick Drake // Dinosaur Jr.
VÖ: 18.03.2011
Fünf verdammte Songs lang muss man warten, bis J Mascis endlich das tut, was ihn berühmt gemacht hat. Bei 2:59 auf „Is It Done“ packt der Mann, der das Solo zurück in den Indie-Rock gebracht hat, endlich seine E-Gitarre aus. Und es tut unglaublich gut, denn damit hätte nach dem Anfang von „Several Shades of Why“ keiner mehr gerechnet. Sicher, Soloplatten hat der Frontmann von Dinosaur Jr. einige gezimmert. Bereits „Green Mind“ war trotz des Bandnamens ein Einzelprojekt, schließlich hat J. Mascis hier nach Zoff mit Lou Barlow und Murph alle Songs schlussendlich selbst eingespielt. Auch die Fog-Veröffentlichungen waren stets traditionelle Gitarre-Bass-Schlagzeug-Alben. Doch nun versucht J. Mascis sich am klassischen Singer-Songwriter, und das mit durchschlagendem Erfolg.
Wirklich überraschend ist das auch eigentlich nicht, schließlich war die Stimme von J. immer ein bisschen zu verschlurft für lärmenden Indie-Rock. Vielmehr fragt man sich, wieso es eigentlich überhaupt so lange gedauert hat. Natürlich war es stets erfrischend, dieses charmant nölige Gekrächze zu maximal verzerrten Gitarren zu hören, doch die neu gewonnene Intimität steht Mascis hervorragend. Bereits der Opener „Listen To Me“ strahlt Wärme und Vertrautheit aus. Ja, hier fühlt man sich in der Tat geborgen. Simple akustische Gitarrenlinien, melancholischer Gesang, unvergesslicher Song: Hier wird bereits das, was das gesamte Album ausmacht, vorgegeben.
Im Gegensatz zu den vorherigen Soloplatten von J. Mascis wird hier auch (fast) vollständig auf weitere Instrumentierung verzichtet. Drums und Bass? Streichen! Hier reichen alleine die zerbrechliche Stimme und einige Gitarren. Auch der Violineinsatz im Titelsong „Several Shades Of Why“ kann nicht verdecken: Das hier ist endlich das langerwartete, wirkliche Soloalbum, ohne Verschnörkelungen und ohne Effekthascherei.
Besonders das minimalistische „Too Deep“ ist ein Genuss. So entblößt hat man J. Mascis noch nie gehört. Und dieser auf einfachste Tonfolgen reduzierte Song zeigt auch, welch ein hervorragender Songwriter der Dinosaur-Jr.-Frontmann auch ohne Backing Band ist: Die einzelnen Lieder vertrauen nicht auf bewährte laut-leise-Muster; hier steht der nackte, gänsehauterzeugende Song im Mittelpunkt.
Doch gänzlich kann J. Mascis dann doch nicht auf seine E-Gitarre verzichten. Auf den zwei letzten Songs der Platte kommt die Verzerrung endlich zum Einsatz, und hier werden erfreulicherweise nicht bloß To-Do-Listen abgehakt. Nein, hier zeigt Mascis, wie er die E-Gitarre in den intimen, kuscheligen Rahmen von „Several Shades Of Why“ einbinden kann. Sowohl „Can I“ und „What Happened“ sind grandiose Erfolge, welche die Melancholie von „Bug“ und dem unterschätzten „Free So Free“ mit perfektem Gitarrenspiel in ein privates Schlafzimmerkonzert übertragen. Näher kommt man einer Indie-Legende nicht.
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