Rezension

Infadels

Universe In Reverse


Highlights: Play Blind // Free Things For Poor People // Code 1 // Make Mistakes
Genre: Indie-Rock // Power-Pop
Sounds Like: The Killers // Hard-Fi // We Are Scientists // Some Random Pop-Rock-Group

VÖ: 13.06.2008

Wie die Zeit vergeht! Schon über zwei Jahre ist es her, dass „We Are Not The Infadels“, das Debüt-Album der Infadels, erschien. Ich erinnere mich genau an herrliche Tanzabende, an denen wir uns Lied-Zeilen wie: „I Love Your Twisted Hair / And Your Lip-Ring-Stare“ zugesungen haben. Auch eines der bewegungsreichsten und partylastigsten Konzerte habe ich im Sommer 2006 mit den Infadels erlebt. Wie gesagt, die Zeit verging schnell und es ist viel passiert. Während sich der Musikgeschmack der gewöhnlichen Hörer von teilweisem Überangebot in der Elektro-Punk- und New-Rave-Szene wieder „back to the roots“ zum Indie-Rock gewandt hat, scheint es den Mitgliedern der Infadels ähnlich gegangen zu sein. Getreu dem Titel „Universe In Reverse“ kommt es auch hier zu einer Umkremplung, nicht gleich des Universums, aber des Sounds. Möglicherweise übersättigt von ihrer eigenen elektronischen Musik haben sie ein Album aufgenommen, das den Erwartungen der alten Infadels-Hörer einen Strich durch die Rechnung macht. Pah! Synthies weg! Gitarren her! Das macht das Ganze für viele wahrscheinlich länger erträglich und durchgängiger anhörbar. Das meint also auch... gewöhnlicher. Und das ist es leider. Wo zuvor elektronische Funken sprühten, glimmt jetzt der Pop.

Mit „Circus Of The Mad“ startet die Show. Trommelwirbel und Jubelgesänge eröffnen das Album, die Artisten halten Einzug. Wie im Zirkus, es geht ziemlich turbulent zur Sache. Mit „Make Mistakes“ folgt der erste hitverdächtige Song des Albums. Der Refrain wird schön häufig wiederholt und am Ende des Liedes kann man es schon mitsingen. „Play Blind“ folgt mit schöner Melodie, ergreifender Gitarre und erinnert an die neuen We Are Scientists. “I don´t Know Why You´re Talking To Me / Because All Your Words Are Walking Through Me” singt Bnann Watts und sagt uns gerade aus: Es nützt nichts, wenn du mir Hinweise geben willst, ich beachte sie sowieso nicht. Er zieht einfach sein eigenes Ding durch.

Mit „Free Things For Poor People“ folgt die erste Singleauskopplung. Und so hört sich der Song auch an. Die Indie-Pop-Hymne des Sommers? Und gleichzeitig auch noch eine schöne Botschaft im Titel, die alle auf ihren Shirts stehen haben sollten: „Free Things For Poor People / That´s What She Said / Written On A T-Shirt Around Her Neck“. Fröhlich hört sich das Ganze an und lädt zum Tanzen ein. Es scheint sich also nicht viel - verglichen mit der Strategie der alten Songs - geändert zu haben. Und dann geht´s auch tatsächlich etwas elektronischer weiter. In den ersten Sekunden von “Code 1” kommt Hoffnung auf. Da klingen schnelle Tastentöne, und man ersehnt ein wenig das alte Gefrickel. Stattdessen wird man aber mit einem schnellen Rock-Pop-Song an die Wand gesungen, der jedoch auf jeden Fall überzeugt. In „Don´t Look Behind You“ wird es nachdenklich, ruhig und melancholisch, wie der Titel schon zu erwarten gibt.

Schlecht ist das alles natürlich nicht. Es scheint nur irgendwie in der Masse unter zu gehen. Es ist zu grau, nicht ausdrucksstark genug. Da helfen auch die neon-bunten Farbsprenkler und der Regenbogen auf dem Cover nichts. Dem Album fehlt die besondere Marke, der Funke, der es hervor hebt, so wie die elektronischen Töne es bei „We Are Not The Infadels“ gemacht haben. Aber… „Jeder macht mal Fehler“, singen sie selber in „Make Mistakes“ und die wollen wir auch verzeihen. Wahrscheinlich sieht in zwei Jahren schon wieder alles ganz anders aus.

Marlena Julia Dorniak

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!