Rezension

Incubus

Light Grenades


Highlights: Love Hurts // Dig // A Kiss To Send Us Off
Genre: Alternative // Pop // Funk
Sounds Like: Red Hot Chili Peppers

VÖ: 24.11.2006

November 2006 in Deutschland. Menschen sitzen in T-Shirts im Café und löffeln Ananas-Erdbeer-Eis, Frühlingsblumen sprießen, Maikäfer schlüpfen. Doch nicht etwa die Erderwärmung oder irgendwelche koreanischen Atomversuche sind schuld am Wetter, nein, Petrus ist Incubus-Fan. Die mussten ihr Album in der an sich kalten Jahreszeit herausbringen und das geht natürlich nicht. Also: Sonne satt und Sommermusik oben drauf.

Durchaus interessant ist die Entwicklung von Incubus. In ihren Anfängen zur Nu-Metal-Szene gezählt, spielen sie seit ihrem 99er Album "Make Yourself" in einer ähnlich relaxt-rockenden Liga wie die Red Hot Chili Peppers. Allein die Hits fehlen. Sicherlich waren Singles wie "Drive", "Are you in" und "Megalomaniac" erfolgreich, dennoch hatten sie nicht die Durchschlagskraft wie "Under the Bridge", "Californication" oder zuletzt "Dani California".

Doch während die Peppers auf ihrem neuen Album gemütlich vor sich hin jammen, dass man fast denken könnte, Anthony Kiedis hätte allwöchentlich einen Skatabend mit Jack Johnson und Donovan Frankenreiter, besinnen sich die Jungs um Mädchenschwarm Brandon Boyd auf alte Tugenden und schrammeln und spielen und schreien und singen. Irgendwo zwischen "A crow left of the murder" und "Morning View" sind die "Light Grenades" eingeschlagen und auf einer Zielscheibe ist dieser Krater die goldene Mitte.

Verantwortlich für den Stil der Platte ist erneut Brendan O'Brien, der schon als Produzent für Pearl Jam und Rage against the Machine arbeitete. "A Kiss To Send Us Off" haut rein, "Pendulous Threads" ist verspielt und abwechslungsreich, "Dig" der Grower der Platte, der schon beim ersten Durchhören gefällt und immer besser wird. Grob fahrlässig ist die Tatsache, dass der CD keine Packung Taschentücher bei liegt. Zwar trieft "Love Hurts" nur so vor Kitsch, Gänsehaut ist dennoch unvermeidbar. "Love hurts... but sometimes it's a good hurt and it feels like I'm alive."

"Light Grenades" dürfte keinen Incubus-Fan enttäuschen, zu sehr werden die verschiedenen Talente der Band vermischt und diese Mischung passt. Das beste Statement zur Platte liefert Brandon Boyd selbst: "It kicks, it bites, it loves, it hurts. It's the closest we've ever come to being the band we want to be." Große Worte. Zumindest für das kommende Album. Aber vielleicht geht es ja noch ein bisschen näher zur boydschen Perfektion. Bis dahin genießen wir den Sommer. Pardon, den Winter.

Martin Korbach

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