Rezension

I'm From Barcelona

Let Me Introduce My Friends


Highlights: Oversleeping // Treehouse // Chicken Pox // Rec & Play
Genre: Pop
Sounds Like: Beach Boys // Mull Historical Society // Belle & Sebastian

VÖ: 18.08.2006

Ein zuckersüßes verkitschtes Sommeralbum voller Ohrwürmer, das ist das Debüt von I’m from Barcelona „Let Me Introduce My Friends“. Gute Laune im Kubik präsentiert von einer schwedischen Großkommune.

Offenbar können sich einige Rezensenten dem Übermaß an Landleben- und Kindheit-Impressionen in den Texten erwehren, die von der Briefmarkensammlung bis zum Baumhaus, vom Verschlafen bis zur Kinderkrankheit reichen. Texte, die sowohl einem Schweden-Krimi wie auch den „Kindern von Bullerbü“ entspringen könnten. Überhaupt erscheint das Album wie der Soundtrack zur Komplettlektüre aller Lindgren-Bücher.

Von den 11 Songs sind zehn toll, und doch kann ich nach dem vierten Stück in Folge nicht mehr weiterhören. „Oversleeping“, „Collection of Stamps“, „We’re from Barcelona“ und „Treehouse“, danach reicht es. Zuviel gute Laune, zuviel Tralala, zuviel Kitsch. Alternativ könnte ich auch schreiben „Jenny“, „Ola Kala“, „Chicken Pox“ und „Rec & Play“, danach ist es genug. Dummerweise höre ich aber eine CD meist von vorne, insofern fängt es in regulärer Reihenfolge spätestens bei „Jenny“ an, das Gefühl, hatten wir das nicht schon, Bläser, Banjo, der Gesang mit dem schwedischen – also eigentlich nicht existenten – Akzent. Verliebt in jeden einzelnen Track – bis auf den letzten – und doch angeekelt von dem Album als ganzes. Ist das jetzt nur ein ganz persönliches Gefühl, oder? Zum einen ist meine gute Laune Toleranz irgendwann erschöpft. Zum anderen … sind sich Arrangements und Melodien vielleicht doch zu ähnlich. Kurz gesagt, das ist alles zu schön, zu nett und zu süß. Ein Stück Biskuitrolle geht, zwei auch, beim dritten wird es schwer und spätestens beim vierten renne ich zum Klo. Oder anders gesagt, Glockengeläut, Bläser und Streicher ertrage ich eine Weile lang, aber nicht immer und immer wieder.

Aber das soll ja niemanden abhalten. Die Musik ist toll, toll, toll. Jeder wird sie mögen, in Schleswig-Holstein wird sie schon im Radio gespielt, niemand wird Euch übel nehmen, diese Musik zu mögen, da ist nichts peinlich, nichts verkopft, nichts aus dem Computer. Alles echt und alles sympathisch. Das ist wie Titanic, gut gemacht, aber Ihr wisst vorher schon, wie es ausgeht. Aber anschauen tut Ihr ihn Euch doch. So ist es auch mit „Let Me Introduce My Friends“ von I’m from Barcelona, also kauft das Album, verliebt Euch in die süße Schwedin vom Eisstand oder den schnuckeligen Spanier aus dem Kaffeeladen und seid einen Sommer glücklich. Ich bin raus und höre jetzt erstmal DFA 1979.

Oliver Bothe

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