Irgendwie mag man ja folgende Theorie aufstellen: I'm From Barcelona sind mit „Forever Today“ erwachsener geworden. Okay, um daran erste Zweifel zu hegen, muss man die Platte nicht einmal hören: es reicht vielleicht sogar schon, sich die vielen kleinen Bandmitgliedermännchen auf dem Albumcover anzuschauen, die um ein großes F herumtollen. Aber hey – auch nach vier Jahren in der Penne ist man schließlich immer noch Grundschüler.

Immerhin: So explizit von wichtigen Themen im Hosenscheißeruniversum – Verschlafen, Baumhäuser, Papierflugzeuge – handeln die Songs nun kaum noch. Wenigstens, wenn man Refrainzeilen wie We don't want to get in line, no, we don't want to get in line („Get In Line“) nicht als erbosten Protest über die Schlange am Eisstand, sondern als tiefgehende Metapher über die allgemeine Unzufriedenheit des Proletariats zurechtbiegt – oder so. Dies ändert jedoch wenig daran, dass so gut wie jeder Song einen Singalong beinhaltet, der die vielen, vielen Bandmitglieder, die live lediglich, gerne lustige Kostüme tragend, den Hintergrundgesang beisteuern, vor dem Arbeitsamt bewahrt.

Und so hat sich beim schwedischen Neunundzwanzigtett dann letztlich doch kaum etwas geändert, und auch „Forever Today“ ist wieder einmal Folkpop geworden, der mit Butter gefüllt, karamellisiert und dreimal in Puderzucker gewendet wurde, bis er beim bloßen Anschauen schon Diabetes verursacht. Dass neben dem bunten Haufen Instrumente, den 29 Musiker so mit sich bringen können, diesmal auch vermehrt Synthesizer zum Einsatz kommen, ändert nichts daran, dass man sich wie schon bei den beiden Vorgängern freiwillig um zwei Entwicklungsstufen zurückversetzen muss, um diese Band toll zu finden. Wenn das klappt, macht „Forever Today“ irre Spaß – wenn nicht, fragt man sich nach spätestens drei Liedern, warum das Erwachsenwerden nicht manchmal schneller gehen kann.

Jan Martens

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